Die Dörfer des Kirchspiels Niewerle
Die östliche Niederlausitz war seit dem 16. Jahrhundert protestantisch geprägt. Fest steht, dass sich bereits recht früh, 1524 in Sorau sowie 1537 in Sommerfeld, das Evangelium des Reformators Luther durchsetzte. Es wäre durchaus möglich, dass das Kirchspiel Niewerle um 1535 zum protestantischen Glauben wechselte.
Zum Niewerler Kirchspiel gehörten bis 1945 folgende Gemeinden: Brinsdorf, Drehne, Grabow, Grünaue (bis 1937 Tzscheeren), Schniebinchen und Wiesenthal.
1. Brinsdorf
Das Dorf Brinsdorf liegt an der Chaussee von Teuplitz nach Gassen, die 1894 fertiggestellt wurde. Die höchste Erhebung, der südlich des Dorfes gelegene Schäferberg mit einer Höhe von 166 m, war mit Kiefern und Birken bewachsen. Hier gab es auch einen Aussichtsturm. Am Bergabhang sorgte eine Kiesgrube für genügend Baumaterial zum Instandhalten der Straßen/Wege. Östlich war der Ort vom 156 m hohen Windmühlenberg und nördlich davon vom Hirseberg umgeben.
Auf landwirtschaftlichen Flächen bauten die Kleinbauern Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Heidekorn (Buchweizen) und Hirse an. Hinzu kamen Flachs und Futterrüben, auch Lupinen.
Qualitativ hochwertiger Lehm führte 1881 zum Bau der Ziegelei von August Hollex. 1897 wurde diese vermutlich erweitert. Zunächst wurden die Ziegel noch handgefertigt. Später verfügte die Ziegelei über eine moderne Fabrikationsanlage mit Kesselhaus, Kammeröfen und Trockenräumen. Die produzierten Ziegel wurden mit Gespannen bis Forst/Pförten bzw. später dann zu den nächstgelegenen Bahnhöfen transportiert. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gingen die Lehmvorräte zur Neige, die Produktion wurde auf Zementwaren umgestellt. Ende der 1920er Jahre übernahm die Firma der Zementfabrikant Otto Lehmann. Brunnenringe, Brückenrohre, Zementfliesen in allen Farben sowie Zementdachziegel fanden ihre Abnehmer. Ein Großfeuer zerstörte den Betrieb, der Schornstein wurde anschließend gesprengt und die Gebäude später abgerissen. Heute erinnern die ‚Lehmteiche‘ an den ursprünglichen Standort der Ziegelei.
1838 wird eine Wassermühle in Brinsdorf erwähnt, dessen Mühlenteich sich von zwei Quellen speiste. Eine befand sich auf dem Gemeindegrundstück, neben der Schule (Schmidt’s Erlen), die andere in den Erlen des Bauern Friedrich Rattke, genannt Rattkes Erlen. Hier gab es einen weiteren Teich, der später als Feuerlöschteich genutzt wurde. Der im Ortsgebiet liegende Gemeindebrunnen versorgte den Mühlengraben und ebenso den Mühlenteich. Der letzte private Besitzer der Brinsdorfer Wassermühle war Müllermeister Wilhelm. Sein einziger Sohn ist gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges gefallen. Der Betrieb der Wassermühle konnte bis kurz nach Kriegsende aufrecht erhalten werden. Letztendlich kaufte die Mühle Gutsbesitzer Vielmetter aus Jessen. Nun elektrifiziert, arbeitete sie effektiver. Und da das Jessener Gut über akuten Wassermangel klagte, wurde am Mühlenteich eine Filteranlage eingebaut sowie eine Rohrleitung zum Jessener Gut verlegt. Ab diesem Zeitpunkt galt ein Badeverbot für den Brinsdorfer Mühlenteich. Der kleine Mühlenteich wurde zugeschüttet und als Wiese an einige Kleintierhalter verpachtet. Im 19. Jahrhundert gab es Pläne eine Windmühle in Brinsdorf zu errichten. Am 2. Juni 1846 veröffentlichte das Amtliche Sorauer Kreisblatt, dass der Müller Ernst Fehst zu Brinsdorf beabsichtigt auf dem Winnitzberge in der Nähe des Dorfes, zwischen den Wegen nach Guhlen und Grünhölzel, eine Windmühle zu erbauen. Wenige Jahre später, 1850 lesen wir darüber, dass das dem Müller Johann Traugott Kruschwitz in Brinsdorf gehörige Windmühlengrundstück Nr. 30 am 20. Juli versteigert werden soll. Der Wert wurde damals auf 705 Taler taxiert. Der letzte Leiter der Brinsdorfer Mühle war Arthur Dahlke, der 1945 von russischen Soldaten erschossen wurde.
Brinsdorf besaß eine eigene Schule. Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam (BLHA) lagern dazu noch Unterlagen aus den Jahren 1823 bis 1930. Daraus ist ersichtlich, dass eine erste Schule spätestens 1823 eingerichtet wurde. Im Jahre 1832 verstarb der Schullehrer Schulz in Brinsdorf und an seine Stelle trat dann der Seminarist Friebe, der 1839 nach Haasel wechselte. Im Amtsblatt der Regierung Frankfurt/Oder wird ebenfalls im Jahre 1839 bekanntgegeben, dass die Gemeinde Brinsdorf das bisherige Schulgrundstück mit Wohnhaus, Scheune, vier Morgen Acker und einem Morgen zweischürige Wiese verkaufen möchte.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein Schul-Neubau geplant, da das alte Gebäude nicht mehr ihren Zweck erfüllte. Das alte Schulgebäude wurde später von der Familie Bothe (Haus Nr. 44) bewohnt. Im Jahr 1900 soll der Neubau eingeweiht worden sein. Frieda Koschwitz schrieb jedoch im Sorauer Heimatblatt 10/1978, dass sie schon 1897 hier eingeschult wurde. Der erste Lehrer war Johannes Otto. Es folgten Handscheck aus Guhlen, Hoffmann aus Grabow, Fritz Franke und Lehrer Nowka. 1907 kam der Berliner Bernhard Koschwitz, der die einzige Tochter des Tischlers Gustav Buder heiratete. Bernhard Koschwitz fiel als Feldwebel an der russischen Front im Ersten Weltkrieg.) Nach Koschwitz`Tod fand der Unterricht in der Jessener Schule (Lehrer August Lehmann) statt. Dann kam Junglehrer Strengmann vom Lehrerseminar Neuzelle nach Brinsdorf, nach einem Jahr wechselte er an die Schule Leuthen bei Sommerfeld.
Nun übernahm der aus dem Spreewald nach Brinsdorf berufene Lehrer Karl Bierschenk die Schule. Er galt als strenger Lehrer und vermittelte seinen Schülern das notwendige Wissen fürs Leben. Ebenso war er Leiter des Männergesangvereins „Liedertafel“ sowie des gemischten Chores. Unter seiner Leitung wurden auch Theaterabende veranstaltet. Karl Bierschenk war bis zur Vertreibung als Lehrer in Brinsdorf tätig und wohnte dann bis zu seinem Tode 1969 in Niederhone bei Eschwege, seinem Geburtsort. Der Kontakt zwischen den ehemaligen Schülern und ihrem Lehrer wurde auch auf den Heimattreffen weiter gepflegt (Foto von Lehrer Bierschenk s. auch unter Wiesenthal). Weiterhin existierte in Brinsdorf ein Radfahrer-Verein, der regelmäßig Sommerfeste mit Kegeln und Kleinkaliber-Schießen im Gasthof veranstaltete. Bei einem Jubiläumsfest fand mit den eingeladenen Vereinen ein Fahrrad-Korso durch die Gemeinde statt.
Der älteste Verein war der Kriegerverein Brinsdorf-Jessen. Gesponsert von Vielmetter entwickelten sich diese Feiern zu Volksfesten im Mai jeden Jahres im Birkenwäldchen von Jessen. In diesem Wald befand sich ein ausgebauter Schießstand. Nach den Wettbewerben wurde auf der mit Lampions beleuchteten Fläche von einer Kapelle zum Tanz aufgespielt.
Ein weiterer Höhepunkt im gesellschaftlichen Leben war das Kinderfest für die Schulen Brinsdorf und Jessen. Auch hier unterstützte Vielmetter. Die Brinsdorfer Feuerwehr soll erst um 1925 gegründet worden sein. Die monatlichen Übungen standen unter der Leitung von Wilhelm Saul. Die Hand-Spritze wurde bald von einer Motorspritze abgelöst. Ein Schlauch-Trockenturm wurde errichtet und bald danach auch ein Mannschaftswagen angeschafft. Zweimal, in Groß-Drehne und in Jüritz, kam die Brinsdorfer Feuerwehr zum Einsatz.
Als jüngster Verein galt der Mitte der 1920er Jahre gegründete Junglandbund. Dieser besaß eine eigene Volkstanzgruppe und einen Tambourkorps. Beide traten regelmäßig auf verschiedenen Festen auf.
Auf einer Kirmes in den 1930er Jahren kam sogar ein Reporter des Berliner Rundfunks vorbei. Fritz Lankisch interviewte den Bürgermeister, die beiden ältesten Einwohner und den Ortsbauernführer zu Problemen auf dem Lande (s. Foto "Galerie Brinsdorf")
Alle Angaben und Fotos stammen vom Heimatforscher Heinrich Lönnecke bzw. aus dem Sorauer Heimatblättern.
Einwohnerentwicklung Brinsdorf
Anzahl Wohnhäuser: 1818 = 24; 1871 = 41; 1885 = 42; 1895 = 44; 1905 = 47 1932 = 50; 1939 = 50 Wohnhäuser (Quelle: Sorauer Heimatblatt 07/1972)
Das Brinsdorfer Gut
Brinsdorf gehörte zu dem umfangreichen und nahezu zusammenhängenden Besitz des Geschlechts derer von Kalckreuth. Sie waren zu Beginn des 16. Jahrhunderts auch die Herren von Dolzig, Niewerle, Schniebinchen und Jessen. Über Vererbungen und Verkäufe gelangte der Besitz in die Familie von Wiedebach, 1650 dann durch Kauf an Rudolf von Bünau. Weitere Eigentümer:
1818 Johann Christina Simon; 1828 Der Gutsbesitz wird zum Großteil unter den Gemeindemitgliedern aufgeteilt; 1843 Seydel; 1860 Johannes; 1865 Leutnant Lüdecke; 1867 Paul Krause; 1879 Ferdinand Tesch; 1898 Karl Fuhrmann; 1903 Georg Nielow; 1910 Alfred Walter; 1912 Max Gartzen; 1915 Wilhelm Müller
Quelle:SorauerHeimatblatt 1972
Ergänzung zu den Rittergutsbesitzern: Die Hobby-und Familienforscherin Rose Marie Dähnke (*1925) schrieb mir im November 2022 per E-Mail: Mein Großvater Johannes Kerszebinsky (*21.4.1862), verheiratet mit Rosie Steinmetz (*26.6.1868) war Leutnant im Garde du Corps und vermutlich von 1885 - 1935 Rittergutsbesitzer in Brinsdorf. Hier wurde auch mein Vater Hans Ferdinand Kerszebinsky am 31.3.1890 geboren. Er war mit Martha Syska verheiratet. Dann kam die grosse Wende, und vielen Gütern wurde der Status Ritterschaft entzogen. So war es wohl auch mit Gut Brinsdorf, das nicht sehr groß war. Die Familie zog später nach Fürstenwalde. Es gibt noch ein Foto, welches mein Vater aufnahm.
Als 1828 der Gutsbesitz Brinsdorf aufgeteilt wurde, verblieb nur ein kleiner Rest in bürgerlichem Besitz (1885 = 175 ha). Das Gut verlor auf Grund seiner Geringfügigkeit den Status als Rittergut. 1856 wurden dem Gut folgende Fläche zugerechnet: 222 Morgen Acker, 15 Morgen Wiese und 424 Morgen Forstbestand.
Gemeindevorsteher:
1867 Dorfrichter Schüler 1872 Dorfrichter Pritschmann 1878 Gem.-Vorst. August Nebel 1896 Gem.- Vorst. August Dube 1910 Gem.Vorst. Willi Natusch 1921 - 1942 Gem.Vorst. Emil Hollex
Flurnamen in Brinsdorf (Quelle: Kurt Mettke, Sorauer Heimatblatt 1972) Wienitzka - Kranzland um den Windmühlenberg gelegen; Schaedofen - Sattelland; Klinka - Lehm; Willna - Jammerland; Sagonsen - Land am Ende liegend; Sagasse - das Verbotene; Saluschka - am Luch; Lugo - am Sumpf; Krowla - Kuhweide; Potkara; Luschka - Teich; Weinberge; Laßecke; Potzbrücke; Kavelwiese; Koppse; die Mühle; in der Potzzinka; Bassenken; Bassekenhutung; im Dorfe; Dorflage; Schäferberg; Grewle; Luschkenheide; Wittma; grüner Weg
Auf dem Brinsdorfer Friedhof konnten 2008 noch einige Grabsteine ausfindig gemacht werden. Im Gegensatz zu den anderen Friedhöfen aus deutscher Zeit, war dieser in Brinsdorf noch recht gut erhalten. Die folgenden Aufnahmen stammen von Sabine Vogel und Heinrich Lönnecke.
Update September 2020: Der Zugang zum Friedhof von der Hauptstraße aus ist nun völlig mit Büschen zugewachsen und kaum noch zu finden. Dahinter findet man auf einer teilweise gerodeten Fläche noch einige Grabsteine.
Verluste I. Weltkrieg (unvollständig): Kochan, Otto (5.8.1882-14.10.1918); Kohlmann, Heinrich (+23.3.1915); Köther, Paul; Lehmann, Lehmann, Oskar;Otto; Loge, Artur; Noack, Max; Noack, Otto; Noack, Paul; Pfeiffer, Paul; Pohle, Friedrich; Pohle, Reinhold; Preibisch, Oskar; Rontke, Hans; Schulz, Ernst; Schmidt, Otto; Schütze, Ernst (22.6.1875-1.11.1918); Tesch, Erich; Vogel, Otto; Weier, Paul (Quelle: genealogy.net, unvollständig)
Verluste II. Weltkrieg
Nachfolgend zwei Einwohnerverzeichnisse aus den Jahre 1928 und 1938
2. Drehne
Drehne - in einem Dokument von 1538 auch Drähne, später Treno genannt - teilte sich vor 1945 in die Ortsteile Klein-Drehne (7 Bauernhäuser, eine Gaststätte und die Ziegelei) und Groß-Drehne (Schule, Bürgermeister, Gut, Gasthaus und Poststelle) auf. 1933 lebten in beiden Teilen nur 254 Einwohner, 1938 dann 270. Über die Bedeutung des Ortsnamens fand ich einen Begriff aus dem Obersorbischen: drenerowa = entwässern. Es könnte ein Hinweis auf die Bodenbeschaffenheit der Gegend sein.
Klein Drehne: Erwähnenswert sind hier das Gasthaus (mit Tanzsaal) und die Niederlausitzer Verblend-und Dachsteinwerke Schaefer & Kulke. Während das Gasthaus, auch der Tanzsaal noch stehen, sind alle Produktionsgebäude der Ziegelei - bis auf den Schornstein - Ruine. Nur das einst repräsentative Wohn- und Bürohaus, am Eingang von Drzeniów ist bewohnt und baulich wenig verändert.
Der Bau der Ziegelei begann 1897 und nahm mit der Verlegung eines Anschlussgleises zum ca. 900 Meter entfernten Niewerler Bahnhof im Jahr 1898 die volle Produktion (pro Jahr 6 Mio Stck.) auf. Im Angebot waren laut einem Werbe-Inserat (Quelle: Sommerfeld NL mit Gassen u. Umgebung, Fr. Panier, Kunst-und Verlagsanstalt Chemnitz, Reprint Niederl.Verlag Guben, 2011 : ...gelbe Radialschornstein - Steine, gelbe Vollverblender, gelbe und rote Pflasterplatten, Klinker, Deckensteine, feuerfeste Steine, Töpferplatten, Herdfliesen und Chamottemörtel.....
Übrigens, die Tongrube befand sich schon auf Schniebinchener Gebiet, die modernen Brennöfen sowie das Verwaltungsgebäude/Wohnhaus in Kl.-Drehne. 1898 gab der Vorstand der Ziegelei bekannt, dass man beabsichtige, einen modernen Ringofen in Drehne zu errichten, um die Produktion zu erhöhen und die Qualität der Ziegel zu verbessern..... Der Ton der Werke besteht aus gelbbrennendem, feuerfesten Braunkohlen-Ton von gelber Brandfarbe. Ferner enthält das 100 Morgen große, in einer Tiefe von mehr als 20 m sich ausdehnende Tonlager noch große Mengen rotbrennenden Tones...
Es gab auf dem Gelände sogar eine eigene Trockenanlage, um so zu allen Zeiten die Kunden durchgehend beliefern zu können. Bis 1945 war die Ziegelei Arbeitgeber für Viele aus den umliegenden Ortschaften.
Die Gemeindefläche von Drehne betrug zuletzt 650 ha (Quelle: Amtliches Mitteilungsblatt des Bundesausgleichsamtes vom 28.2.1955; Sorauer Heimatblatt Juni 1955)
Groß-Drehne Hier lebten neben Klein-Bauern und Gutsangestellten, viele Handwerker. Um einige zu nennen: Tischlermeister Erich Koinzer, Zementfabrikant Friedrich Lehmann, Gastwirt und Fleischermeister Hermann Neumann, Baumeister Max Neumann, Schneidermeister Fritz Hahn, Schneidermeister Robert Prenzler, Bäcker Max Schenk, Maurer Alfred Schulz, Fleischer Walter Wantke, Schmied Martin Borchel, Schmiedemeister Paul Kulke, Dachdecker Gerhard Mette.
Die Schule, etwa in der Ortsmitte, muss vor 1908 gebaut worden sein, wie ein Ausschnitt aus einer Postkarte zeigt. Die beiden vor dem Eingang stehenden Bäume, die heute noch stehen, wirken so, als ob sie erst angepflanzt wurden.
Die Schule in Drehne, die bis 1945 ebenfalls als Standesamt diente (obwohl es offiziell "Standesamt Niewerle" hieß), wurde bis Anfang 1945 genutzt. Im Parterre befanden sich zwei Räume (Klassenzimmer/Amtsstube), in der oberen Etage dann die Lehrerwohnung. Um den Februar 1945 herum sollen hier Soldaten einquartiert gewesen sein.
Als letzter Lehrer unterrichtete hier Friedrich Schulz. Seine Frau gab für die Mädchen Koch-Unterricht. Zur Schule gehörte auch eine Wiese, die als Sportplatz genutzt wurde. Sie lag am nördlichen Dorfrand, an einem Birkenhain. Dieser diente auch als Festplatz bei Dorfveranstaltungen.
1927 bekam Drehne Anschluss an das Stromnetz.
Schulbetrieb gibt es schon lange keinen mehr in diesem Gebäude. Einige Zeit diente es vor Jahren als Lebensmittelverkaufsstelle. 2017 stand das Gebäude leer.
Das Gut
Es lag inmitten von Groß-Drehne, etwas abseits von der Dorfstraße. Es gab an dieser Straße auch einen Löschwasser-Teich. Diesem in etwa gegenüber stand die Gaststätte von Hermann Neumann, der wegen seiner Späße auch weit über Drehne bekannt war.
In Neumanns Gastraum hing der Spruch:
"Hier kann man lügen, daß sich die Balken biegen; der Wirt lügt für zwei"
Gutsbesitzer Drehne
* Unter www.maerkische-landsitze.de fand ich noch einen Besitzer, welcher der letzte auf Drehne gewesen sein soll: Ein Rentier namens Max Oehmigke.
Das Historische Ortslexikon der NL gibt im Jahr 1869 für das Gut eine Acker-, Wald- und Wiesenfläche von 1.054 Morgen und 775 Morgen für das Dorf an. Im Jahr 1864 wird auch eine Windmühle, die zum Gut gehörte, genannt. Leider ist ihr Standort nicht näher beschrieben. 1921 gehörten zum Gut 218 ha, während es um 1914 noch 270 ha waren. Erst um 1930 erreichte es durch Zukäufe wieder den Vorkriegsstand. Unweit des Ortes soll ein heißer Quell viele Wanderer angezogen haben.
Verluste I. Weltkrieg (unvollständig): (Quelle: genealogy.net): Franz, Paul; Hoffmann, Otto Paul; Hahn, Richard (26.2.1884-28.9.1918); Müller II, Wilhelm (15.5.1897-1917); Ziesche, Oskar (3.3.1896-10.7.1917)
Verluste II. Weltkrieg (unvollständig): Max Schulz (1908-15.7.1942 lt. Traueranzeige Zeitung bei schweren Kämpfen in Osten)
Suizid im Februar 1945: Oswald Bothe (letzter Bahnhofsvorsteher in Niewerle) ; Wilhelm Lautemann (erschossen am Drehner Quell, Februar 1945)
Erschossen im Februar 1945: Fam. Borchel (Tochter, Schwiegertochter und Vater) (Quelle:Zeitzeugen)
Abschließend noch das Einwohnerverzeichnis von 1938 (Quelle: Kreisadreßbuch). Ein weiteres von 1928 war nicht verfügbar.
Bekannte Persönlichkeiten aus Drehne: Ulrich Koinzer * 1940 Drehne, Fußballspieler DDR Oberliga (Quelle: WIKIPEDIA)
Prof. Dr. Klaus Koinzer, Arzt, ehem. Leiter des Wissenschaftsbereiches Sportmedizin TU Chemnitz
3. Grabow
In historischen Unterlagen und Karten des 16., 17. und 18. Jahrhunderts wurde Grabow auch als Grabe, Gruber oder Grabo bezeichnet. Der Ort selbst, neun Kilometer südwestlich des Industriestandortes Gassen, direkt an der Chaussee, die von Teuplitz nach Brinsdorf führt, gelegen, hatte 1939 nur 251 Einwohner. Vor etwa 150 Jahren waren Grabow, die Kolonie Grabow und die 2,5 Kilometer westlich gelegene Grabower Mühle als Einheit zu betrachten.
3.1 Die Grabower Mühle
Ähnlich wie die Droschker Mühle bei Niewerle, war auch die Grabower Mühle auf die Wasserkraft der Üchtritz angewiesen. In den 1930er Jahren entwickelte sich die Mühle zu einem im Kreis Sorau bekannten Erholungsort.
Die Geschichte der Mühle lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Der damalige Gutsbesitzer des Dorfes, Friedrich Christian v. d. Heyde, verkaufte um 1730 die Grabowsche Mühle an Joachim Wenzel v. Knobelsdorff. Von da an entwickelten sich die beiden Besitztümer unabhängig voneinander. Im Vertrag festgelegt, der Mahlzwang für die Grabower und Drehner Bürger. Ab 1781 wird Familie Pusch als Erbpächter genannt. Einer der Pusch- Nachkommen, Carl Ernst Pusch, musste aus finanziellen Gründen 1864 das Mühlengelände mit 70 Morgen Land zwangsversteigern lassen. Auch der neue Besitzer, Ernst Pfaff, erfreute sich nicht lange an seinem Eigentum. Bereits 1864 wurde es erneut versteigert. Ihm folgten 1884 Mühlenmeister Nippe und 1917 Julius Hartmann. Dieser soll noch nach 1945 in der Mühle verblieben sein. Er starb in den 1950er Jahren (Quelle: Sorauer Heimatzeitung).
Doch wie kam es, dass auf dem Gelände ein Schwimmbad entstand? Ich fand mehrere Gründe. In den 1930er Jahren wurde ein Abschnitt der Reichsautobahn in der NL gebaut (Forst - Teuplitz - Sagan). Dabei wurden große Mengen Sand und Kies benötigt. Das Sorauer Heimatblatt berichtet 1997/2001: ...Unmittelbar an der Nebenstrecke Muskau-Teuplitz-Sommerfeld.... fand man in Höhe der Grabower Mühle ein für die Sandgewinnung geeignetes Grundstück, unmittelbar links und rechts der Bahnlinie..... In den großen Kiesgruben sammelte sich nach Abschluß des Ausbaggerns bald klares Grundwasser und es bildeten sich zwei kleine Waldseen..... Investoren - es ging das Gerücht um, Müller Hartmann hätte einen Lottogewinn gehabt - sorgten in der Folgezeit für eine Wohlfühl-Oase. Die Sorauer Heimatzeitung vom August 1956 berichtet jedoch, dass das Bad durch die Lausitzer Eisenbahngesellschaft, Sitz Sommerfeld, erbaut worden war.
Ein angeschütteter weißer Sandstrand, eine Liegewiese sowie kleine Holzhäuschen für Übernachtung fanden großen Zuspruch. Das Bad besaß einen eigenen Bahn-Haltepunkt sowie Versorgungseinrichtungen und eine Terrasse. Weiterhin gab es ein hölzernes Sprungbrett. Der zweite kleine See war Kahnfahrern vorbehalten. Eingeweiht wurde die Grabower Mühle 1936 mit großem Pomp. Ein Zeppelin, damals das modernste Luftschiff der Welt, schwebte zur Eröffnung über dem Wasser und begeisterte große und kleine Besucher (Zeitzeugen-Bericht). - Das Mühlengebäude existiert schon lange nicht mehr, nur Hartmanns 1935 erbautes Wohnhaus ist heute sehr schön anzusehen.
Nach 1990 wurden die Anlagen des Bades teilweise erneuert (z. B. Terrasse). Sintflutartiger Regen soll im Juni 2007 die Anlagen eines geplanten Erholungszentrums (Bad, Zeltplatz, Ferienhäuser, Reiterhof) zerstört haben. Der zwei Hektar große Fischteich soll völlig ausgespült worden sein. Wasserteich, Kanalisation und Strand wurden ebenfalls beschädigt. - Bis 2022 war das Bad nicht wieder in seiner ursprünglichen Schönheit hergestellt.
3.2 Die Kolonie Grabow Die sogenannte Kolonie Grabow war ein ausgelagerter Bauernhof, der auf halben Wege zwischen Grabow und Gr.-Drehne lag (ca. 1,5 km entfernt). In den 1930er Jahren gab es dort eine große Schweinezucht und eine Hühnerfarm, die beide zum Grabower Gut gehörten. Die Hühnerfarm betreute Familie Karsch.
3.3 Das Gut Grabow Das Gutshaus stand am nordwestlichen Dorfrand, am Weg, der nach Gr.- Drehne führt. 1863 gehörten zum Gut 1.131 Morgen Land. Der letzte Besitzer auf Grabow hieß Max August Rotter. Dieser soll in Berlin gewohnt und eine dortige Firma geleitet haben, die Tier-Häute verwertete. Weiterhin war er Eigentümer einer sächsischen Textilfabrik. Jedes Jahr zu Weihnachten ließ er die Kinder seiner Gutsarbeiter neu einkleiden (Quelle: Zeitzeugen).
Hier die Gutsbesitzer von Grabow:
3.4. Das Dorf Grabow
Schaut man auf das Einwohnerverzeichnis 1938 fällt auf, dass ein Großteil der Einwohner als Tätigkeit "Arbeiter" oder "Landwirt" angab. Ein kleiner Laden der Familie Kosmetschke versorgte mit dem Nötigsten, ein Fahrradmechaniker fungierte nebenbei als Poststelle und das Gasthaus "Zum Treffpunkt"(Otto Schulz) war - wie in jedem Dorf - der Kommunikationsmittelpunkt. Frau Schulz blieb als eine der wenigen Menschen auch nach 1945 im Ort (+ 17.12.1953)
Östlich des Dorfes lag der Rahmberg, wo Kinder Ski-und Schlittenfahren konnten.
Eine Schule in Grabow könnte es schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts gegeben haben. Schullehrer Sturm starb hier 1828. 1830 kam der Absolvent des Lehrerseminars Neuzelle, Gottlieb Bogisch ins Dorf, wechselte aber 1835 nach Pitschkau. Weitere Lehrer: 1837 Loock, 1843 Kubasch aus Kemnitz, 1847 Lange. 1855 wurde die Stelle erneut ausgeschrieben (Jahresgehalt 110 Taler). Es folgten: 1856 Otto Qual, 1869 Gerchel, 1972 Kakuschke, 1876 Lehmann, 1879 Späthe, 1887 Hermann Schulz, 1900 Emil Hoffmann, 1925 Karl Bork. Zuletzt lehrten hier Walter Wittka und Lehrer Baudach. (Quelle: Sorauer Heimatblatt 05/1978)
Außerhalb des Ortes, an der Grenze zu Grünaue/Tzscheeren soll noch ein altes Zollhaus, das eigentlich noch zur Grabower Gemarkung gehörte, gestanden haben.
Geht man den Weg am Tanzsaal des Gasthofes heute vorbei, findet man auf der linken Seite nach etwa einhundert Metern die Reste des ehemaligen deutschen Friedhofs. Im Gegensatz zum Niewerler Friedhof sind hier einige Grabstellen noch gut erhalten und werden teilweise von ehemaligen Bewohnern gepflegt. Die Aufnahmen der Grabsteine stammen aus den Jahren 2015/16. Die Gemeindefläche des Dorfes soll zuletzt 820 ha betragen haben (Quelle: Amtliches Mitteilungsblatt des Bundesausgleichsamtes vom 28.2.1955; Sorauer Heimatblatt Juni 1955).
Verlustliste I. Weltkrieg (unvollständig) (Quelle: genealogy.net):
Dalitz, Willi (*29.7.1896); Kapke, Paul (*23.9.1859); Schulz, Emil (+28.8.1917); Segel, Otto (24.6.1889-5.12.1914)
II.Weltkrieg: Suizid Februar 1945: Förster Fangk (erhängt) sowie Frieda und Walter Karsch mit Sohn Hans und Familie Kulke
Schulfotos
Einwohner aus Grabow: Die Fotos wurden nach 1945 von den neuen Bewohnern Potocki im ehemaligen Haus des Schuhmachers Bodo Keidel in Grabow Nr. 11 gefunden. Das Ehepaar zeigt Keidels Schwiegereltern, die Großeltern Kuntze. Das Foto rechts wurde nach Kriegsende aufgenommen und zeigt Roman Potocki mit Kuntzes Enkeltöchtern Edith Keidel und deren Schwester. Die Bilder wurden von Herrn Grzegorz Świryda zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.
Einwohnerverzeichnisse Grabow 1928 und 1938
4. Schniebinchen
Nywenchyn (13.4.1451), Schniblichen (28.6.1538), Schneebinchen, Schnebinchen oder Schnibingen, alle früheren Schreibweisen deuten nicht auf einen rein sorbisch-wendischen Ursprung hin. Jedenfalls konnte ich keine genaue Übersetzung finden. Ob es mit Schneebällchen oder Schneebergchen zu tun hat, bleibt der jeweiligen Einschätzung des Lesers vorbehalten. Zum Dorf gehörten 1822 ein Weinberg mit Haus (könnte der Rabenberg mit 126 m ü.NN gewesen sein) sowie ein Forsthaus mit vier Einwohnern. Dieses Forsthaus muss es später nicht mehr gegeben haben, denn keiner der ehemaligen Einwohner berichtete mir davon.
Einwohnerentwicklung:
In der Ortsmitte gab es ein Gasthaus ("Zum Jägerkrug", mit Tanzsaal), welches der Familie Gutsche gehörte. Das Gebäude steht noch und scheint bewohnt. Hier trafen sich Mitglieder des 1929 gegründeten örtlichen Turnvereins (TV) sowie des Spielmannszuges und der Niewerler Blaskapelle. Gründer und langjähriger Vorsitzender des TV war der Zimmermann Paul Lehmann. Bis zum Kriegsbeginn 1939 veranstaltete der Verein regelmäßig Kinderfeste, Armbrust- und Kleinkaliber-Schießen sowie Preis-Kegeln. Jährlich organisierte der Turnverein ebenso Wettbewerbe zwischen den Gemeinden. Nach Beendigung der Ausscheide wurde abends im "Jägerkrug" getanzt.
Foto unten: Spielmannszug in Niewerle auf dem Weg nach Schniebinchen
Außer dem Gut war die Holzsohlenfabrik von Friedrich Wilhelm Johannes Broesan (24.7.1897 Schniebinchen - 5.10.1941 Dresden) größter Arbeitgeber. Seine Fabrik, am Ortsausgang auf dem Weg nach Dolzig gelegen, besaß ein eigenes Anschlussgleis, Die angelieferten Stämme wurden zu besten Zeiten mit sieben Bandsägen, die von einer Dampfmaschine (soll mit Holz beheizt worden sein) angetrieben wurden, verarbeitet. Schon von weitem erkannte man den großen Schornstein, der Schniebinchen kennzeichnete, hörte man morgens und abends die Maschinen, die Arbeitsbeginn und-ende anzeigten. Zum Gelände gehörten auch große Trockenschuppen für die Holzablagerung. Noch vor 1939 sollen die Niewerler Broesans nach Dresden gezogen sein. Auch die Schniebinchener Verwandten zogen bald nach, sodass dann auf dem Fabrikgelände in Schniebinchen später ein Vorratslager eingerichtet worden war. In den Wirren der Besetzung durch die Rote Armee haben sich die Einwohner hier heimlich mit Lebensmitteln versorgt. Heute sind die Gebäude (Villa, Bürohaus, kleinere Wohnhäuser für Angestellte,Kesselhaus, Trockenhallen, Produktionshallen) verschwunden, das einstige Fabrikgelände ist mit hohen Bäumen zugewachsen.
Kurz vor Broesans Villa gab es eine Bedarfshaltestelle der Nebenbahn Muskau - Sommerfeld (Haltepunkt).
Von einem Unwetter berichtet das Sorauer Heimatblatt 1957: Eine klare Quelle, Tugra-Brunnen genannt, lag in unmittelbarer Nähe des Dorfes, aber schon auf Jüritzer Gebiet. Kurz vor Schniebinchen hatte das Bächlein schon die Kraft eine Mühle (bis 1890) anzutreiben. Im Sommer 1899 schwoll der Bach derart an, dass der Mühlenteichdamm brach und ein zum Mühlengelände gehörendes Haus unterspült wurde, gar zusammenbrach. Danach wälzten sich 2.000 Kubikmeter Schlamm die Dorfstraße entlang, die zu der Zeit noch nicht gepflastert war.
Aufgrund der natürlichen Geländeverhältnisse rund um Schniebinchen war es möglich, ohne größeren Aufwand alle Einwohner und das Gut mit einer Wasserleitung zu versorgen. Gutsbesitzer Otto Kaesbach, veranlasste 1920 den Bau einer Wind-Motoranlage, die die Wasserleitung unter Druck setzte (Turm 35 m hoch, Quelle: Unterlagen BLHA Potsdam). Abseits der Hauptstraße, die weiter zum Gut und nach Jüritz führte, bog links ein Weg ein, der über eine kleine Brücke direkt zum Brunnen führte. Der Brunnen wurde von dem etwas höher gelegenen Schlossteich gespeist. Ein großes hölzernes Wasserrad übernahm dann die weitere Arbeit. Der Schniebinchener Schlossteich, der zum weitläufigen Gutsgelände gehörte, lag etwa 150 m hinter dem Brunnen und 60 m westlich davon, wo das Gelände weiter anstieg.
Die Ländereien des Gutes erstreckten sich auch in Richtung Jessen. Von 1826 – 1844 war das Gut für die jährliche Summe von 300 Thl. verpachtet worden war (Quelle: Landbuch d. Mark Brandenburg und des Markgrafthums Niederlausitz, 1856) : ... Jedoch, der gegenwärtige Besitzer, Ferdinand Kluge, hat daselbst eine Wollspinnerei in einem eigens dazu erbauten massiven Gebäude angelegt.
Scheinbar wollte man einige Jahre später in der Schniebinchener Wollspinnerei mit dem Fortschritt gehen, denn das Amtliche Sorauer Kreisblatt meldete am 6. November 1844, dass Tuchfabrikant Friedrich Paulig zu Schniebinchen die Aufstellung einer Dampfmaschine zum Betrieb der Wollspinnerei beabsichtigt.
Wenige Monate vorher, am 3. und 4. März 1856 berichtete das Kreisblatt von einem Brand in Schniebinchen.
Einwohnerverzeichnisse Schniebinchen 1928 und 1928
5. Tzscheeren/Grünaue
Das alte Dorf Tzscheeren, es findet sich auch die Schreibweise Zscheren/Tscheeren, wurde im Rahmen der Germanisierungswelle 1937 in Grünaue umbenannt, denn die alte Bezeichnung war eindeutig slawischen Ursprungs. Die Bevölkerung hatte die wendische Sprache schon lange abgelegt. Im Historischen Ortslexikon für die NL fand ich den Hinweis, dass 1850 hier noch 2 von 234 Einwohnern wendischsprachig waren, wenige Jahre später, 1867, keiner mehr. Heute heißt das Dorf Czerna.
Die Gemeindefläche soll zuletzt 900 ha betragen haben (Quelle: Amtliches Mitteilungsblatt des Bundesausgleichsamtes vom 28.2.1955; Sorauer Heimatblatt Juni 1955).
Einwohnerentwicklung:
Nachfolgend die Gutsbesitzer:
Neben dem Gutsbetrieb gab es noch ein stattliches Schulgebäude (an dieser Stelle wurde nach 1945 ein Neubau errichtet) sowie ein Gasthaus und einen Kolonialwarenladen. Daneben war noch folgendes Handwerk vertreten: Schuster, Tischler, Schmied, Bäcker. Am Ortsausgang, Richtung Grabow, lag eine Sägemühle, die ebenfalls Wasser aus der Üchtritz verwendete.
Auf dem Weg zum Nachbardorf Wiesenthal lag auf der rechten Seite der Tzscheerener Friedhof.
Kriegsopfer I. Weltkrieg (Quelle genealogy.net, unvollständig): Just, Gustav; Lehmann, Hermann; Mrose, Oswald; Petzold, Wilhelm; Schwabe, Richard; Unger, Hermann
Kriegsopfer II. Weltkrieg (unvollständig): Werner Roblick, Lehrer Fleischer (Quelle: Zeitzeugen) Hermann Heider (1912-25.9.1942 im Osten) Ehemann von Dora Worrich (Quelle: Zeitungsinserat)
Einwohnerverzeichnis Grünaue 1938 /Tzscheeren 1928
6. Wiesenthal
Im Amtlichen Sorauer Kreisblatt am 2.11.1889 wurde durch den Königlichen Landrat bekanntgegeben: Des Königs Majestät haben mittels Allerhöchsten Erlasses vom 5. October 1889 die Umwandlung des Namens Niemaschkleba in die Bezeichnung Wiesenthal für den Gemeinde- und Gutsbezirk Niemaschkleba, Kreis Sorau, Niederlausitz, zu genehmigen geruht. In dienstlichen Schriftstücken sowie auf Adressen ist fortan diese Bezeichnung anzuwenden. Die Ortsbezeichnung Niemaschkleba (deutsch: kein Brot) ist eindeutig slawischen Ursprungs (heute heißt der Ort Chlebice). Die Umbenennung wurde wohl notwendig, weil es im Kreis Guben ein Dorf gleichen Namens gab (heute Ortsteil von Gubin). Das Dorf Wiesenthal zählte 1939 nur 110 Einwohner und etwa 30 - vorwiegend Bauerngehöfte - davon 25 Wohnhäuser. Eingebettet in Wiesen, Felder und Teiche, war es geografisch, wirtschaftlich und auch verwandtschaftlich eng mit Tzscheeren/Grünaue verbunden. Etwa 1/3 der Gebäude, darunter auch das Gut, gibt es heute nicht mehr. Die Gemeindefläche soll zuletzt 870 ha betragen haben (Quelle: Amtliches Mitteilungsblatt des Bundesausgleichsamtes vom 28.2.1955; Sorauer Heimatblatt Juni 1955).
Im Sorauer Landregister von 1381 werden für Nimasch Klebe 16 flämische Hufen, 2 Mühlen und 14 Bewohner genannt. 1644, im Dreißigjährigen Krieg, muss der Ort verwaist gewesen sein. Es gab bei dieser Zählung keinen Einwohner. Erst 1708 haben sich dort wieder 9 Gärtner angesiedelt. Wenige Jahre später, 1723, wurden 13 Feuerstellen im Dorf registriert. Anfang des 19. Jahrhunderts wird der Ort wie folgt beschrieben: Niemaschkleba hat 1 Vorwerk mit 375 Fl. Schatz, Pferden, 1 Wassermühle, 11 Gärten, 1 Häusler und 99 Einwohner mit 188 Fl.Schatz (Steuern) (Quelle: Erdbeschreibung der Churfürstlich-und Herzoglich Sächsischen Lande von F. G. Leonardi herausgegeben 1806).
Einwohnerentwicklung:
Das Wiesenthaler Gut war relativ klein: 1870 = 200 ha; 1885 = 185 ha; 1929 = 104 ha . Ein Großteil davon war Wald. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bemühten sich die Gutsherren die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen, indem sie eine Schäferei mit 300 Schafen, eine Mahl-, eine Schneidemühle und eine Wollspinnerei einrichteten. Eine Pappenfabrik soll 1913 abgebrannt sein, das Gebäude wurde später wieder aufgebaut. Es soll zuletzt zur Kükenaufzucht gedient haben und gehörte zum örtlichen Gestüt (Zeitzeugeninfo) All diesen Unternehmungen war mehr oder weniger Erfolg beschieden. Nur die Schäferei, auf dem Weg zum Weinberg gelegen, gab es bis 1945 noch.
Am nördlichen Dorfrand gab es 16 Fischteiche von vier Hektar Größe. Zwei davon waren zum Baden freigegeben. Um die Gewässer herum wurden zahlreiche Korb - Weiden angepflanzt.
Man hoffte durch Korbflechterei auf zusätzliche Einnahmen. 1929 soll zum Gut auch eine große Geflügelzucht gehört haben. (Quelle: Niederlausitzer Rittergüter u. ihre Besitzer,Houwald)
Das Schloss brannte beim Einmarsch der Roten Armee völlig aus. Die beiden Stallungen rechts und links von der Toreinfahrt, die einstmals ein Rundbogen schmückte, sind ganz verschwunden bzw. waren 2011 im Einfallen begriffen. Wiesenthal war die geografisch am weitesten entfernte Gemeinde, die zum Niewerler Kirchspiel gehörte. Aufgrund seiner Lage hätte sie eher zum Kirchspiel Tzschecheln/Eichenrode gepasst. Laut dem Historischen Ortslexikon für die NL war das Dorf erst ab 1718 Niewerle zugeordnet worden.
Die Gutsbesitzer von Wiesenthal
In dem abgeschiedenen Ort gab es vor 1945 nur wenig Handwerk- und Gewerbetreibende:
ein Gasthaus, eine Bäckerei/Kolonialwarengeschäft, einen Stellmacher, einen Schuhmacher und einen Zigarrenmacher. Viele Männer arbeiteten in benachbarten Fabriken (Ziegeleien Eichenrode, Helmsdorf; Teuplitz, Zilmsdorf). Am Ortsausgang nach Eichenrode lag der Löschwasserteich, das Spritzenhaus in der Mitte des Dorfes. Bog man am Spritzenhaus in den Weg ein, der nach Grabow führte, stand auf der rechten Seite ein Fabrikgebäude. Es soll auf verschiedene Art genutzt worden sein und könnte zum Gutsvermögen gehört haben. Auf einer historischen Postkarte ist eine Pappenfabrik abgebildet. Zeitzeugen berichteten, dass es auch zur Kükenaufzucht diente bzw. zum Gestüt gehörte. Ging man den genannten Weg weiter und überquerte die Üchtritz, lag linkerhand der kleine Dorffriedhof. Dahinter schlossen sich die bereits genannten Fischteiche an.
Am Ortseingang, von Grünaue/Tzscheeren kommend, stand das Gasthaus der Familie Lehmann. Heute befindet sich hier eine Pension (10-12 Gäste) mit wunderschönen Außenanlagen, Kaminzimmer, Fischteich usw.
Zur Schule mussten die Kinder ins benachbarte Tzscheeren/Grünaue laufen.
Und von einem Ereignis berichtete mir eine Zeitzeugin. An einem Nachmittag Ende Januar 1945 liefen ca. 50-100 Jüdinnen in zerlumpter Kleidung durchs Dorf. Sie mussten schließlich in der ehemaligen Pappen-Fabrik, die zu der Zeit völlig leer stand, übernachten. Einigen von ihnen gelang es, im Dorf um Essen zu bitten. Man gab, was man noch hatte.
Eine bekannte Persönlichkeit über das Dorf hinaus war der Förster Adolf Petermann (14.11.1864-14.3.1926). Dieser war mit Oberförster Waldemar Kittkewitz aus Matzdorf, einem Träger des Eisernen Kreuzes aus dem I. Weltkrieg, eng befreundet. Petermanns wohnten im Haus mit der Nummer 4, wo später die Familie Striemann verzeichnet war.
Im I. Weltkrieg ausgezeichnet für besondere Verdienste: Friedrich Gustav Glockner, Träger eines Militär-Verdienstkreuzes
Im I. WK Gefallene (unvollständig; Quelle genealogy.net) : Otto Bräuniger, Gerhard Buhr, Richard Geisler, Max Gründel, Otto Heinrich, Richard Tillack, Paul Weiher, Richard Zuschke
Opfer II. Weltkrieg (unvollständig; Quelle: Zeitzeugen): Heinz und Günther Striemann, Werner Lehmann,Helmuth Töpfer
Anfang 1945 Umgekommene (unvollständig; Quelle: Zeitzeugen): Frieda Gallus (erschossen)
Von 1945 - 1953 nannte sich der Ort Niemaszchleba (Quelle: Internet), danach Chlebice
Einwohnerverzeichnisse Wiesenthal 1928 und 1938