Drahthammer
Für das Jahr 1732 sind die Abgaben erhalten, die die damaligen Einwohner von Drahthammer an die Herrschaft Pförten zu leisten hatten: 23 Thaler Dienstgeld, 1 ½ Thaler Spinngeld, 41/2 Thaler Silberzins, 1 Thaler Fixsteuern, 18 Zinshühner á 1 ½ Groschen und 8 Stück Garn.
(Quelle: Amtlichen Sorauer Kreisblattes vom 7.Oktober 1885).
Um 1932, so Zeitzeugenerinnerungen, wurde das Mühlengelände erst an das Stromnetz angeschlossen.
Die Standesherrschaft Pförten hat für sich und ihre Rechtsnachfolger im Eigentume des Mühlengrundstückes in Drahthammer bei dem unterzeichneten Bezirksausschuß beantragt, das Recht, das Wasser des Strangs mittels der Stauanlagen der Mühle bis zur Ordinate +70,20 m N.N., d.i. 0,68 m über dem Fachbaum anzustauen in das Wasserbuch einzutragen. Von Knesebeck Frankfurt/Oder, d. 4.7.1932
Das Wohnhaus der Roggeschen Mühle vor 1945 Quelle: Fam. Huhn
5. Messingwerk Drahthammer
1682 beantragte Promnitz den Bau eines neuen Hammers zwischen Althammer und der Roggaischen Mühle gelegen. Es kam zu jahrelangen Auseinandersetzungen mit der Herrschaft Forst wegen des Standortes nahe der Herrschaftsgrenze und wegen der Konkurrenz zum Neiße-Hammer.
Weiterführende Informationen zu Althammer und Drahthammer: Forster Jahrbuch 2017/2018, Kristian Schmidt "Der Althammer bei Pförten.... "
Einwohnerverzeichnisse 1938 (Verzeichnis 1928 nicht verfügbar)
Hoh Jeser
Die Schreibweise des Ortes weicht in verschiedenen Karten und Quellen voneinander ab, Hoh-Jehser, Hoh Jeser, Hohjeser oder Hohen Jeser. Vor 1945 hatte Hoh Jeser 184 Einwohner und war nicht nur geografisch sondern auch wirtschaftlich und familiär seit jeher eng mit Pförten und der Standesherrschaft verbunden. Fährt man heute auf der Chaussee vnach Pförten, grenzen noch immer die Häuser und Grundstücke des Dorfes, das heute Jeziory Wysokie heißt, direkt an Brody. Der Ortsname beschreibt – ins Deutsche übertragen – sehr treffend die geografisch-geologische Lage des Dorfes. Jeser, auf wendisch-sorbisch Jesior, kann mit einem See übersetzt werden. Gemeint ist hier der Pförtener See, über den sich das Dorf erhebt. Das Gelände der Ortschaft ist etwas hügelig, was erkennbar ist, wenn man in Richtung Pförten fährt und seinen Blick rechts und links der Straße schweifen lässt (Höhenunterschiede von 72 bis 110 Meter. Der Ort wurde in einer Urkunde vom 12.2.1615 erstmals nachweislich als Hohe Jeser erwähnt. Es war ebenfalls ein Kammerdorf der Herrschaft Forst-Pförten. Hoh Jeser war in Pförten eingepfarrt, die Kinder besuchten die dortige Schule.
1708 = 12 Halbbauern, 3 Büdner, 49 Personen; 1723 = 19 Bauern, Gärtner, Büdner; 1777 = 13 Bauern/Halbgärtner und 10 Häusler; 1823 = 159 Seelen
Der Großteil der Bevölkerung war slawischen Ursprunges. Von Nieder Jeser ist bekannt, dass sich 1850 nur noch zwei der 375 Einwohner dem Wendentum zugehörig fühlten. Wenige Jahre später, 1867, überhaupt keiner mehr. Es kann vermutet werden, dass im nahe gelegenen Hoh Jeser die Verhältnisse ähnlich gewesen sind.
Das Dorfgericht von Hoh Jeser bestand bis 1849 aus einem Schulzen und zwei Gerichtsmännern. Die Bauern hatten noch bis etwa 1850, einmal wöchentlich mit Gespann und ein- bis fünfmal mit der Hand, je nach Größe ihres Besitzes, Frondienste zu leisten. An Abgaben waren zu leisten: 12 Taler 5 Groschen und 3 Pfennige Silberzins, 6 Groschen Ackerzins und 16 Scheffel 3 Viertel 2 Metzen Zinskorn. Der Pfarrer in Pförten erhielt 11 Scheffel 6 Metzen Roggen.
(Quelle: Die patrimoniale Verfassung und Verwaltung der Standesherrschaft Forst u. Pförten, Dr. Richard Jocksch-Poppe, 1905).
Zur Gemeinde gehörten 1869 1.255 Morgen Land, was im Jahr 1900 etwa 314 ha entsprach. Hoh Jeser war von Wald, Feldern und Wiesen umgeben. Nur ungefähr 35 Häuser zählte die Gemeinde, die teilweise auch abseits der Chaussee standen. Im 20. Jahrhundert soll die Gemeindefläche 520 ha betragen haben (Quelle: Amtliches Mitteilungsblatt des Bundesausgleichsamtes vom 28.2.1955; Sorauer Heimatblatt Juni 1955).
In Hoh Jeser, über dem Schloßberg, lag die gräfliche Wasserquelle.
Etwa in der Mitte des Straßendorfes stand direkt an der Chaussee eine Gaststätte mit Tanzsaal. In den letzten Kriegsjahren hatte man eine Berliner Firma im Saal einquartiert, die Munitionsteile herstellte. Beim Einmarsch der Roten Armee am 14. Februar erhielt der Saal einen Volltreffer, die Gaststätte wurde beschädigt und nach Kriegsende abgerissen.
Ein größerer Arbeitgeber, der mehrere Tischler und Maurer beschäftigte, war das Baugeschäft Valten. Direkt neben der Gaststätte eröffnete nach dem I. Weltkrieg Paul Valten seine Firma. Sogar einige Groß-Aufträge bekam der Betrieb. Darunter war der Bau eines Kirchturmes in Sorau und die Tuchfabrik Cattien in der Sorauer Wilhelmstraße. In Höhe des Pförtener Berges, vor der Brauerei Zeller, kaufte er 1930 Land und baute dort ein neues Firmengebäude auf. Hier war das Baugeschäft selbst (Materialien und Werkzeug), eine Tischlerei und ein kleineres Sägewerk untergebracht. Nachdem Valten Senior sich in Teuplitz zur Ruhe gesetzt hatte, übernahm sein Sohn die gut gehende Firma. Doch 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Eine Berliner Firma nutzte das Werksgelände später zur Einlagerung von Werkzeugen.
Im Einwohnerverzeichnis von 1938 (aus dem Jahr 1928 ist keines vorhanden) ist der Name eines ehemaligen russischen Kriegsgefangenen des I. Weltkrieges, des Kutschers Michael Semjonow, verzeichnet. Bedingt durch die Waffenstillstandsbedingungen der Bündnispartner (Großbritanien, Frankreich, Sowjetunion) wurden Gefangene erst ab Herbst 1920 in ihre Heimatländer repatriiert. Einige von ihnen wollten jedoch in Deutschland bleiben, arbeiteten in ihren Berufen, heirateten und integrierten sich so in die Dorfgemeinschaften. Auch in Pförten selbst lebten einige von ihnen.
Zum Hintergrund: Das Haager Abkommen von 1907, das u.a. kriegsvölkerrechtliche Regelungen im Sinne der humanitären Behandlung Gefangener regelte, galt ebenso für die Lager Crossen und Guben. Die Lagerleitung war jeweils für die Unterbringung und Versorgung sowie für die Arbeitseinteilung der Gefangenen verantwortlich. Diese Gefangenen, so erzählten Zeitzeugen, haben einen Teich - auf der Karte von 1937 als Russen-Teich eingezeichnet - ausgehoben. Noch heute ist er, zwar etwas durch dichten Bewuchs versteckt, an der Chaussee nach Brody in Höhe des Abzweiges zur Roggaischen Mühle zu finden. Nur ein Waldweg zur ehemaligen Heideschäferei trennt ihn vom Spiegel-Teich.
Auf dem Weg nach Leipe, der am ehemaligen Gasthaus etwas ansteigt, stand die Mühle von Hoh Jeser. Sie hatte wie so viele Grundstücke in der Gegend eine wechselvolle Geschichte. Aus dem Jahr 1847 berichtet das Amtsblatt der preußischen Regierung zu Frankfurt/Oder: ....die dem Friedrich Bulian gehörende, im Hypothekenbuche von Hoh Jeser Fol. 57 verzeichnete Erbpachts-Windmühle nebst Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Äckern und Wiesen und sonstigen Zubehörungen, soll Schuldenhalber in termino, den 20. März 1848 vormittags 10 Uhr an dieser Gerichtsstelle subhastirt werden.... Der Wert soll sich auf 2.125 Reichsthaler belaufen haben, so die Gräflich Brühlsche Justiz-Kanzlei am 24.11.1847.
Im 20. Jahrhundert wurde die Mühle von Müller Max Heymann bewirtschaftet. Ob sie nur gepachtet oder sein Eigentum war, ist ungewiss. Doch mit großer Wahrscheinlichkeit gab es hier verwandtschaftliche Beziehungen zu der Niewerler Müller - Dynastie Heymann.
Nördlich der Forst-Pförtener Chaussee, kurz hinter dem Ortseingang nach Hoh Jeser, gab es bis 1945 eine Fuchsfarm, die vermutlich auch zur Standesherrschaft gehörte. Diese wurde von dem Geschäftsführer der gräflichen Besitzungen, Willi Tornow, verwaltet, der auch gleich nebenan wohnte. Hier wurden vorwiegend Silberfüchse gezüchtet, die gute Verkaufspreise erzielten. Ebenfalls in Nähe der Fuchsfarm wohnte der für Hoh Jeser, Kulm, Nablath/Nahberg, Marienhain, Drahthammer und Nieder-Jeser zuständige Polizist Josef Duringer. Ebenfalls am Ortseingang, auf der rechten Seite soll es eine Pappenfabrik gegeben haben.
Gegenüber dem ehemaligen Spritzenhaus sollen - nach einer Zeitzeugin - im Frühjahr 1945 deutsche Soldaten in einem Massengrab beerdigt worden sein.
Einwohnerverzeichnis 1938 (1928 nicht verfügbar)
Abschließend sei noch auf einen nach 1990 erbauten und weit sichtbaren Turm in Hoh Jeser hingewiesen. Er soll mit EU-Mitteln auf einem der höchsten Punkte im Ort erbaut sein und ist auch auf Nachfrage öffentlich zugänglich. Wer die 174 Treppenstufen nicht scheut, kann in einer Höhe von 40 Metern weit in das Land schauen. Bei schönem Wetter hat der Besucher eine hervorragende Sicht über das riesige Waldgebiet der Pförtener Heide, über die vielen Seen und Teiche, über Sommerfeld und Forst. Gar die Kühltürme vom Kraftwerk Jänschwalde tauchen am westlichen Horizont auf.
Nicht weit vom Turm entfernt, entdeckt man unten ein einzelnes Haus, Waldhaus genannt. Einst gehörte das 1926 gebaute Sommerhaus dem wohlhabenden Forster Fabrikanten Augustin. Heute soll es eine Art Schulungszentrum, Informationszentrum und Museum sein, wo sich nicht nur Schulklassen in den vier Ausstellungsräumen über Ökologie, Wald- und Umweltschutz und Waldnutzung informieren, können. Dazu gehören ebenfalls wissenschaftliche Vorträge und Führungen sowie ein Rundgang durch den Pförtener Park. Direkt neben dem Museum werden in einem etwa zwei Hektar großem Gelände verschiedene Bäume, Gehölze und Sträucher, die alle beschriftet sind, aufgezogen. Damit wird auch ein Beitrag zum schonenden Umgang mit diesem einzigartigen und schönen Waldgebiet Pförtener Heide geleistet, in dem viele Wildtierarten noch zu Hause sind.