Kulm
Eine Ortschaft namens Kulm gab es bis 1945 im deutschsprachigen Gebiet sechsmal, im Sudetenland, in der Nähe von Posen, zweimal in Österreich, in Thüringen und im Kreis Sorau. Die Bezeichnung Kulm soll sich von dem Wendischen Chlom ableiten, was soviel wie Bergkuppe bedeutet.
(Quelle: Allerlei aus unserer Vergangenheit – Chronik Kirchspiel Göhren; Pastor A. Magnus, 1887)
Ähnliches bestätigt auch eine Urkunde aus dem Jahre 1300, in der von Cholmen die Rede ist. Auf historischen Karten ist manchmal Culm/Culme zu lesen. Zeitzeugen sprachen nur immer von ihrem Kulme.
Das Gelände in und um das Dorf ist weitgehend eben, und liegt durchschnittlich nur 65 m ü.NN. Südöstlich, etwa einen Kilometer abseits des Ortes, nur von einem kleinen Waldstück von der Sommerfelder – Pförtener Chaussee getrennt und umgeben von Wiesen und Feldern, liegt der Große Teich. Ihn schmückten einst zwei kleine Inselchen – die vorwiegend aus Morast, vielen Pflanzenarten, Büschen und Sträuchern bestanden. Eine der Inseln ist noch zu erkennen.
Vor 1945 war der Postbeamte Rudolf Rettig Pächter dieses Teiches. Er betrieb dort Karpfenzucht. Sein Sohn Walter Rettig, ein im Kreis Sorau sehr bekannter Heimatdichter (s. Kapitel Heimatgedichte) beschrieb in einem Aufsatz die Gegend um Kulm so: Es gibt Stellen zwischen den Kiefern, in denen kleine Birken modern, wo die Feuchtigkeit alter Gräben noch nicht ganz wich. Und es sind Stellen da, auf denen Rohr und Schilf, Seggen (ein Sauergrasgewächs) und Weiderich, Ampfer und Nachtschatten Dickichte bilden, wo Schwertlilien blühen und Libellen schwirren, wo Fasane brüten und Rehe stehen. Noch hat kein Bahnkörper die Landschaft durchschnitten. Nur abends, wenn die Fasanen rufen und die Rehe schrecken, dann hört man von ferne das Brausen der Züge und die Schienenstöße der Schnellzugwagen, die in den Bahnhof der Stadt Sommerfeld einlaufen.....
Rettig berichtete auch von Problemen, mit denen die Kulmer Bauern zu kämpfen hatten. Unter anderem ging es darum, dass ihre oberhalb des Großen Teiches gelegenen Wiesen versauerten, weil nicht für ausreichend Vorflut aus dem Dolziger See gesorgt worden war. Auch mangelnde Grabenberäumungen, die Instandsetzung von Stegen und Brücken über die Fließe waren Ärgernisse. Nicht beeinflussbar waren hingegen Jahre mit erheblichen Niederschlägen, die der Große Teich nicht mehr aufnehmen konnte und sich das Wasser in der umliegenden Ebene ausbreitete. Es kam dadurch auch zu Überschwemmungen in den Kellern und Höfen der Bauern.
An der westlichen Seeseite, dort wo die engste Biegung in südöstlicher Richtung weiter verläuft, stand ein kleines Haus, genannt Fischerhaus.
Neben dem Großen Teich, der in seiner längsten Ausdehnung etwa einen Kilometer breit ist, gab es auf Kulmer Gebiet noch zahlreiche kleinere Gewässer wie das Teichelchen, den Klinkteich (beide südwestlich des Großen Sees) und den Kulmer See (östlich der Kulmer Berge) um nur einige zu nennen. Nordöstlich des Dorfes steigt das Gelände ein wenig an und führt zum Kulmer Berg, einem 93 m hohen Hügel, der damals vorwiegend als Ackerfläche der Einheimischen diente. Westlich von Kulm zogen sich die Kiefernwälder bis nach Pförten ran.
Direkt an der Chaussee Forst - Sommerfeld gelegen, war Kulm ein Straßendorf in seiner typischen Form. Die Gehöfte reihten sich fast ausnahmslos an der Hauptstraße aneinander, nur unterbrochen von abzweigenden kleinen Sand- und Waldwegen. Die Nähe zu Sommerfeld, wo Handwerk, Gewerbe und Industrie blühten, zahlte sich wirtschaftlich aus. Viele Einwohner verdienten ihr Geld in den Fabriken der benachbarten Stadt Die günstige Lage an einer gut befahrenen Handelsstraße ließ auch das Kulmer Handwerk profitieren. Über einen eigenen Bahnhof verfügte der Ort nicht. Der nächste war etwa zwei Kilometer entfernt, in Merke bei Sommerfeld.
Kulm, Kreis Sorau, soll 1939 257 Einwohner gehabt haben (Deutsche Verwaltungsgeschichte, Provinz Brandenburg, Kreis Sorau).
Sechs Jahre früher waren es jedoch nur 173. Ein Anstieg um fast 50 % in so kurzer Zeit scheint nicht nur mir, auch den Zeitzeugen aus Kulm, unwahrscheinlich. Die Gemeindefläche soll zuletzt 720 ha (ohne Teiche) betragen haben (Quelle: Amtliches Mitteilungsblatt des Bundesausgleichsamtes vom 28.2.1955; Sorauer Heimatblatt Juni 1955).
1. Das Gut
Am 30.10.1527 erhielten die Brüder Balthasar, Ulrich, Hans und Lewey v. Kalckreuth den Lehen-Brief für Kulm. Der Familie v. Kalckreuth gehörten auch im Kirchspiel Niewerle einige Güter. Adam v. Kalckreuth verkaufte 1617 Kulm an Christoph v. Berge für 6.000 Taler. Im Dreißigjährigen Krieg wurde auch Kulm völlig verwüstet, sodass das Gut 1649 nur noch mit 2.022 Talern, 4 Groschen und 10 Pfennigen bewertet wurde. Caspar Heinrich v. Berge klagte 1706, dass er sich Geld leihen musste, um Saatgut zu kaufen. Durchziehende Schwedenregimenter (Großer Nordischer Krieg 1700 - 1721) seien zu versorgen gewesen. Am 13.11.1719 klagt er erneut über Geld, weil der ganze alte Plunder zusammen zu fallen drohe.... Sein Gut war damals 15.442 Taler und 12 Groschen wert. Es wurde schließlich 1772 an Karl Siegmund v. Knobelsdorf für 12.000 Taler versteigert. Doch v. Berge missfiel dies sehr und er soll mehrfach gegen v. Knobelsdorf vorgegangen sein: .....und schaffte einiges mit einem Couffer zur Hintertüre raus....auch einen versiegelten Schrank öffnete er und stahl Verschiedenes.... Später dann: ..... und habe mit dem Gesinde angefangen zu lärmen und nicht aufgehöret, bis sie alles nach seinem Willen getan hätten. So hätte er Anordnungen bezüglich der Wirtschaftsführung gegeben und gesagt, daß er nur eine Reise tun würde und danach den Knobelsdorf wieder hinauswürfe. Auch hielte sich Berges Schwester ständig in Kulm auf.....Das alles gipfelte darin, dass die Oberamtsregierung einen Geleitmann, aus Guben, Johann Georg Pechte, anwies, den v. Berge und seine Schwester Helene Catarina zu exmittieren. Weiter war nachzulesen, dass v. Berge später in elendiglichen Verhältnissen in Dresden lebte und bald verstarb.
1737 waren die Brüder Johann Friedrich und Johann Wolf v. Dallwitz Lehnsherren von Kulm, ab 1742 nur noch Johann Friedrich v. Dallwitz allein. Dessen Söhne verkauften das Erbe am 15.12.1802 für 24.000 Taler an Heinrich v. Thielau. Dieser verkaufte es 1818 an Friedrich Heinrich Wilhelm v. Wiedebach für 30.500 Taler. Weitere Besitzer waren: 1885 Georg Buchwald aus Breslau, 1907 bis 1932 Hans Wilke und schließlich ab 1932 Erich v. Mosch.
Das Gut besaß 1831 eine Größe von 1.682 Morgen (etwa 400 ha), zuletzt sollen nur noch 230 ha dazugehört haben.
(Quelle: Götz Freiherr v, Houwald in Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer)
Das Gutshaus soll im Februar 1945 eine Fliegerbombe getroffen haben. Anschließend wurden die Reste von Soldaten der Roten Armee noch geplündert. Das Gebäude wurde später abgerissen.
Fährt man heute von Brody (Pförten) in den Ort hinein, erinnert nichts mehr an das Sägewerk der Familie Noack, welches bis 1945 direkt am Ortseingang auf der linken Seite stand. Das Gelände umfasste ein Areal von 55 x 58 Metern und wurde von der Pförten - Sommerfelder Chaussee sowie den Sandwegen, die nach Beitzsch und in Richtung Seebigau führten, begrenzt.
Auf dem Gelände standen Wohnhaus und die zur Wirtschaft gehörenden Nebengebäude (Stall, Scheune, Waschhaus, Schuppen). Direkt an die Chaussee grenzte ein offener Holz-Trockenschuppen. Entlang des Sandweges nach Beitzsch stand das Sägen-Gebäude mit einem horizontalen Gatter.
Von der Chaussee aus gelangte man durch ein großes Tor auf das Gelände. Das Wohnhaus bot - wie damals üblich - drei Generationen Platz. Das Gelände hatte Ende des 19. Jahrhunderts der Schmied Traugott Simmack gekauft. Nebenbei betrieb er wie die meisten in der Gegend noch eine Landwirtschaft. Sein Schwiegersohn Oskar Noack (13.1.1882-16.3.1957), der aus Schniebinchen stammte, baute dann hier dieses kleine Sägewerk auf, hielt aber nebenbei ebenfalls Kühe, Schweine und Kleinvieh.
An der Wege-Gabelung nach Seebigau und Beitzsch, gegenüber des Sägewerkes, stand die Schule. Auch dieses Gebäude existiert nicht mehr. Das Haus war ebenerdig mit ausgebauter Mansarde für die Lehrerwohnung. Der einzige Lehrer unterrichtete hier auch die Kinder aus dem Nachbarort Thurno. Für diese Kinder bedeutete das einen etwa einstündigen Schulweg und das zu jeder Jahreszeit!
Wie auf dem nebenstehenden Bild zu sehen, gab es auf dem Schulhof sogar einen Barren für den Sportunterricht.
Fährt man weiter in den Ort, überquert man den unterirdisch verlegten Anger-Graben, der sich aus dem Großen Kulmer Teich speist. Gleich rechts war die Einfahrt zum Gutshaus (mit Park). Gegenüber dem Gut steht heute direkt an der Chaussee ein schloßähnliches Gebäude, umzäunt mit kleinen Türmchen. In der Mitte des Dorfes, am Abzweig nach Mierków (Merke), stand das Kriegerdenkmal, rund herum ein kleines Zäunchen..
Am Ortsausgang, das letzte Haus auf der rechten Straßenseite, war das Gasthaus "Zum Stern" Auf einer Ansichtskarte warb der Besitzer: "Gastwirtschaft Tank, Schank und Krämerei Friedrich Ploke". Das Haus dient heute als Wohnhaus. Einer von mehreren Sprüche, die in der Gaststube hingen war:
Wünscht mir einer was er will, Gott gebe ihm nochmal soviel
Plokes verkauften ebenfalls Grundnahrungsmittel. Und als in den 1930er Jahren immer mehr Geschäftsleute die Chaussee befuhren, boten sie auch Benzin an.
Etwas zurückgesetzt von der Chaussee, etwa in Höhe der Gaststätte, stand das Spritzenhaus, genannt Feuerwehrdepot.
Am Ortsausgang, wo rechts ein Waldweg zum Großen Teich führt, zweigte auf der linken Straßenseite ein Weg in Richtung Kulmer Berg ab. Hier lag der kleine Kulmer Friedhof. Das Gelände ist heute mit hohen Kiefern bewachsen. 2015 suchte man Reste deutscher Gräber vergeblich.
Einwohnerverzeichnisse 1928 und 1938
Dolzig
Dolzig, vor 1945 ein Dorf mit 468 Einwohnern und nur 3,9 km südwestlich von Sommerfeld gelegen, war seit Ende des 19. Jahrhunderts weit über die Grenzen des Kreises Sorau bekannt. Grund hierfür war, dass im dortigen Gutshaus, die spätere Ehefrau von Kaiser Wilhelm II., Kaiserin Auguste Viktoria geboren worden war. Heute leben 347 Menschen in Dluzek (Quelle: WIKIPEDIA).
Die Schreibweise des Ortsnamens ist über die Jahrhunderte recht gut dokumentiert:
1346 Doltzygk 1375 Dolczk 1541 Dalczk 1452 Dulz 1527 Dolczigk 1551 Tulczigk 1614 Dolczig 1614 Doltzich
Bevölkerungsentwicklung (Quelle: Dr. R. Lehmann Historisches Ortslexikon der NL)
1708 | 10 Bauern, 14 Gärtner, 3 Büdner, 27 Grundstücke |
1718 | 10 Hüfner, 13 Kossäten, 2 Häusler |
1722 | 8 Bauern, 16 Gärtner, 1 Häusler |
1818 | 322 Einwohner u. 49 Häuser (einschl. Gut) |
1846 | 440 Einwohner |
1871 | 513 Einwohner |
1900 | 489 Einwohner |
1925 | 483 Einwohner |
1939 | 468 Einwohner |
Aufgrund räumlicher Nähe zu Sommerfeld erstreckten sich Dolziger Wiesen und Äcker im Nordosten bis an den Stadtrand (Karras). Dolzig gehörte bis 1945 zum Kreis Sorau, das nahe gelegene Sommerfeld jedoch zum Kreis Crossen.
Im Nordwesten reichten die Liegenschaften bis an den Großen Teich von Kulm und im Süden bis wenige Kilometer vor Niewerle. Ein Messtischblatt weist südwestlich von Dolzig die Fuchs-Berge aus. Die Bezeichnung Berge ist ein wenig zu hoch gegriffen, denn es waren nur Hügel von etwa 92 m über N.N. Östlich reichten die Äcker bis nach Klinge/Oberklinge. Der ehemalige Dolziger See wurde um 1850 trockengelegt und nannte sich danach Meschnitzwiesen.
Etwas außerhalb von Dolzig, von Lubsko kommend auf der rechten Seite, zweigt ein Weg ab, der zum Friedhof führt. Der Friedhof liegt auf einem Hügel von dem man einen schönen Ausblick in Richtung Forst hat. Der ehemals deutsche Friedhof, der über einen Sandweg, der hinter zur Klinkbank führte, zu erreichen war, ist heute mit Bäumen und Sträuchern bewachsen. Das Eingangstor stand vor einigen Jahren noch. Auch die alten Linden davor.
Dolzig selbst bestand aus zwei Ortsteilen, die etwa einen Kilometer voneinander entfernt lagen. Das war einmal der alte Dorfkern Dolzig mit dem Rittergut/Schloß im Norden und Teichberg, im Süden, einer Ansiedlung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Erhard Schuster, ein Zeitzeuge, schrieb über sein Heimatdorf:
Das gut 2 km südwestlich von Sommerfeld gelegene Dolzig ist baugeschichtlich eine Sackgasse. Wer von der Lubis-Stadt her kommend die beiden, einen schmalen Anger begleitenden „Hauptstraßen“ passiert, dem gebietet das Schloß halt, vor der die Kirche sowie die Schule und das Pfarrhaus von einst gruppiert sind.
Vor diesem früheren herrschaftlichen Bereich knickt die von Sommerfeld her führende Teerstraße nach Süden ab. Diese war bis weit in die Nachkriegszeit hinein mit Granitsteinen gepflastert. Sie führt in den Ortsteil Teichberg, eine von 1828 bis 1844 durch die Stein-Hardenbergschen Reformen entstandene Siedler-Kolonie und weiter in die Nachbardörfer Niewerle und Schniebinchen. In dieser Zeit entstanden die Heideschenke und weitere 16 Wohnhäuser.
Wenige Jahre danach, 1867, hatte sich die Gebäudeanzahl in Teichberg auf 21 erhöht. Das Einwohnerverzeichnis von 1938 zählt für Teichberg 27 und für Dolzig 61 Grundstücke. Hinzu kamen noch das Gut sowie das Vorwerk Luisenthal (einen Kilometer östlich von Teichberg). Das Vorwerk war Teil des Gutsbetriebes, welches bis 1945 zwei Familien aus Oberschlesien bewirtschaftet haben.
Viele Einzelheiten aus der Entwicklung und der Historie von Dolzig sind aus den um das Jahr 2000 in der Kugel der Kirchturmspitze gefundenen Dokumente bekannt. Einige davon leider unlesbar. Es ist im Nachhinein unglaublich, dass die Turm-Papiere den Preußischen Staat, das Deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik und das Dritte Reich überstanden. Als sich der II. Weltkrieg dem Ende näherte, wurde die Kugel Zielscheibe für Schießübungen von von Soldaten. In den Folgejahren beschädigte die durch die Löcher eintretende Nässe die Dokumente.
1. Das Gut
Dolzig wird am 16. März 1292 durch Volpert v. Kalckreuth von seinem Vater käuflich erworben. Der Stammsitz der Kalckreuths soll im heutigen Karczówka, unweit von Sagan (Niederschlesien) liegen. Die Familie v. Kalckreuth blieb über Jahrhunderte der Gegend treu, erweiterte ihren Besitz. 1578 erhielten die Brüder Hans und Eusebius v. Kalckreuth einen Lehen-Brief über das Dorf Dolzig mit Rittersitz und Kirchlehe, halb Niewerle mit dem halben Kirchlehen, ganz Brinsdorf, um nur einige zu nennen.
1687, nach dem Dreißigjährigen Krieg, zwang wirtschaftliche Not die Familie v. Kalckreuth sich von ihrem restlichen Besitz zu trennen. Für für 11.000 Taler ging Dolzig an Johann Friedrich v. Dallwitz. Der Historiker Dr. Rudolf Lehmann nennt jedoch 1679 als das Jahr des Verkaufs (Quelle: Historisches Ortslexikon NL). Beide Jahreszahlen könnten stimmen, falls J. Friedrich v. Dallwitz ein Sohn desjenigen war, der 1679 den Besitz erworben hatte. Im 19. Jahrhundert setzten sich die Besitzerwechsel innerhalb der alteingesessenen Familien nicht fort. (Quelle: Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer, Götz Freiherr v. Houwald)
1802 | Heinrich Otto v. Thielau |
1823 | Carl Otto v. Thielau |
1845 | Freifrau v. Steinäcker |
1851 | Fedor v. Tschirschky |
1857 | Friedrich August v. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg |
1867 | General Eduard Ernst Friedrich Hannibal Vogel v. Falckenstein |
1885 | Maximilian Eduard August Vogel v. Falckenstein |
1917 | Kunz Trützschler v. Falckenstein |
1918 | Konrad Trützschler v. Falckenstein |
In einem Pachtvertrag von 1784 wurde folgender Viehbestand aufgelistet:
4 Pferde, 24 Ochsen, 3 Stiere, 3 Stamm-Ochsen, 23 Kühe, 5 Kälber, 1 Eber, 4 Sauen, 3 Läufer, 16 Ferkel, 10 Säugeferkel
(Quelle: Sorauer Heimatblatt 1982)
Zum Gutsbesitz: 19. Jahrhundert = 4.000 Morgen (1.620 ha)
Zum Gut zählten: neun Fischteiche, eine Brauerei, eine Ziegelei 1871 = 873 Schafe 1900 = 322 Schafe
2. Gutshaus und Kaiserin Auguste Viktoria
Das Herrenhaus, manchmal auch Schloß Dolzig genannt,liegt am westliche Hang des Dubbin-Berges. Im 19. Jahrhundert soll man hier einen freien Blick auf die Städte Sommerfeld, Guben, Forst und Pförten gehabt haben. Dolzig liegt auf etwa 120 m ü.NN, doch aufgrund des hohen Waldbewuchses ist dieser Blick sicherlich auch von einem der oberen Fenster heute nicht mehr möglich.
Zu den ältesten Gebäudeteile aus dem 14. Jahrhundert zählt der Hauptbau mit der Front zum Dorfensemble. Gewölbte Keller und sehr dicke Mauern könnten dies bestätigen. Nach Informationen einer Großnichte des Konrad Trützschler v. Falckenstein, Frau Heydenreich, sind der Westflügel mit einem Rittersaal und der Südflügel im 15. und 16. Jahrhundert hinzugekommen.
(Quelle: Hans Joachim Bergmann in Wanderungen durch Südost Brandenburg an und jenseits der Neiße, Hans Ulrich Wein, 1997/98)
Mit dem Bau des Nordflügels (Gesindetrakt) schloss die Besitzerfamilie v. Dallwitz das Guts-Gelände-Viereck. Es ist überliefert, dass zumindest ein Anbau 1784/85 mit Ziegeln aus der eigenen Ziegelei erfolgte. Das geht aus einer Aufforderung an den damaligen Gutspächter Daniel Friedrich Pittius hervor, der die Steine unentgeltlich befördern musste.
Die Eltern der späteren Kaiserin wohnten hier nur zehn Jahre. In dieser Zeit entstand das Gästehaus im Südwesten.
Zu Beginn des Jahres 1857 erwarb Friedrich v. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein) den Dolziger Besitz. 1856 hatte er sich mit Prinzessin Adelheid zu Hohenlohe-Langenburg (Nichte der englischen Königin Victoria) verheiratet. Nach einem Sohn (1857) wurde dann in Dolzig ihre erste Tochter geboren.
Im Dolziger Kirchbuch war einst unter der Nummer 1856 folgender Eintrag zu finden:
...den 22. October 1858, früh 7 ½ Uhr Namen: Auguste Viktoria Friederike Luise Feodore Jenny, eheliches Mädchen; Vater: Se. Durchlaucht Herr Friedrich Christian August, Erbprinz zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, Kirchenpatron, Erb- und Lehnsherr auf Dolzig Mutter: Ihre Durchlaucht Frau Adelheid Viktoria Amalie Luise Marie Konstanze Erbprinzessin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, geb. Prinzessin zu Hohenlohe-Langenburg
den 30.November getauft.
(Quelle: Auguste Viktoria, die letzte deutsche Kaiserin, ein Kind der Niederlausitz)
Anmerkung: Die gesamten Kirchenbücher von Dolzig sind nicht mehr auffindbar.
Zur Taufe reisten natürlich hochrangige Gäste an, u.a. auch Kronprinz Friedrich Wilhelm v. Preußen mit seiner hochschwangeren Gattin Victoria. Der Kindsvater war mit dem Kronprinzen befreundet. Während ihrer Zeit in Dolzig wurden dem Herzog-Paar noch weitere drei Töchter und ein Sohn geboren.
Wie groß die Kaiser-Verehrung und der Stolz der Einheimischen später war, zeigt die Beschreibung des Dolziger Schlosses in einer 1908 herausgegebenen Werbebroschüre der Städte Sommerfeld und Gassen.
...so ruhet unser Auge sinnend auf den grün umrandeten Fenstern des rechten Flügels. Hinter diesen Fenstern hat die Wiege unserer Kaiserin gestanden...... (Die Fenster waren von außen gekennzeichnet)
Zur Gartenseite des Gutshauses erstreckte sich ein wunderschöner und weitläufiger Park. Hier befand sich das Grabmal derer v. Falckenstein, genannt die Friedensburg. Dieses kleine eingezäunte Terrain in der Nähe einer alten Burgruine, von hohen Bäumen umgeben, gibt es nicht mehr.
Die schlichten Grabkreuze erinnerten an Eduard und Maximilian v. Falckenstein, die hier mit ihren Ehefrauen bestattet sind. Auch der letzte männliche Sproß der Falckensteins und Enkel des alten Generals, Major Eduard v. Falckenstein, der im I. Weltkrieg fiel, wurde hier begraben. Der Gedenkstein für ihn trug folgende Inschrift:
Zum Gedenken unseres unvergeßlichen Majors Vogel v. Falckenstein, gefallen bei Dixmuiden (Belgien) am 21. Oktober 1914
3. Die Kirche
Die Kirche ist ein historisches Kleinod. Sie wurde um das Jahr 1346 aus Feldsteinen erbaut. Längst ist sie äußerlich verputzt. Auch wurden mehrfach verschiedene Änderungen vorgenommen. So soll der östliche Chor 1752 weggefallen sein. Von da an schloss das Mauerwerk rechtwinkelig die Altarseite ab. Im Jahr darauf vergrößerte man die Fenster, die seither oben einen Rundbogen haben. 1771 wurde der Holz-Glockenturm aus dem Jahr 1664, der auf dem Kirchhof, nahe dem Pfarrhaus stand, durch einen massiven Turm ersetzt. Deren Vorgänger wiederum soll ein kleineres Holztürmchen von 1373 gewesen sein, welches irgendwann im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) Opfer von Zerstörung geworden war.
Es ist überliefert, dass Pfarrer Siegesmund Redlich 1708 noch zweisprachig, deutsch und wendisch, predigte. Im Jahr 1730 wurde das letzte Abendmahl in wendischer Sprache gefeiert.
1816, als Dolzig nach den Festlegungen des Wiener Kongresses wieder zu Preußen kommt, zählen Grünhölzel, Jessen, Jüritz, Kulm und Thurno, zum Kirchspiel Dolzig.
Die Dolziger Pfarrer:
1612 | Clemens Clementis, danach Andreas Hauptstein |
1650 | Peter Brix |
1663 | Christian Hadriani (führte Kirchenbücher ein) |
1704 | Siegesmund Redlich |
1730 | Martin Gottlob Fabri |
1763 | Johann Gottlob Heyne |
1788 | Christian Seyfried |
1822 | Wilhelm Benjamin Nigmann |
1872 | Friedrich Max Pauli |
1888 | Paul Martin Wilhelm Beyer |
1928 | Johannes Karl Martin Pietschke |
1931-1934 | Pfarrstelle vakant |
1934 | Gottwald Hans Wilhelm Louis Schultze |
Pfarrer Pietschke, am 6.10.1900 in Guben geboren, war eng mit seinem Schulkameraden, dem späteren konservativen Publizisten Dr. Friedrich Hielscher befreundet. Lange Gespräche über die Sinnhaftigkeit christlicher Lehre folgten. 1930 wohnte Hielscher sogar einige Monate im Pfarrhaus. Beide pflegten Kontakte zu Ernst Jünger und zum späteren Bischof Dibelius. Hielscher war 1933 einer der Gründer der Unabhängien Freikirche. Zuletzt folgten Pietschkes Gottesdiensten immer weniger Menschen. Daher gab er seine Pfarrstelle 1931 in Dolzig auf, ging kurze Zeit nach Schlesien, dann in den Kreis Doberlug-Sonnewalde.1933 wurde er kurzzeitig Mitglied der Deutschen Christen, später wechselte er zur Bekennenden Kirche.
Die Dolziger Kirche besaß einen Kanzel-Altar. Die kleine Kanzel fügte sich harmonisch zwischen zwei Marmorsäulen ein. Ein Dreieckgiebel bildete über den Säulen den Abschluss. Heute fehlt die Kanzel. Ebenso die Emporen auf der gegenüberliegenden Seite der Herrschaftsloge sowie der kleine Chor über der Tür zur Sakristei. An der Westseite des Kirchenschiffes befinden sich die Grabgewölbe von Siegmund v. Zeschau und seiner Frau Anna Margarete v. Dyhern. Verschlossen sind sie mit lebensgroßen Hochreliefdarstellungen der beiden Verstorbenen. Die Inschrift für Siegmund, 1708 verstorben, lautet:
Herr Siegmund v. Zesch auf Jessen, Trehn (vermutlich Drehne) und Giritz (Jüritz) war geb. 1629......
(Quelle: Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer, Band II, Kreis Sorau, von Götz v. Houwald)
Ergänzt wird die Inschrift von seinen acht Ahnen-Wappen
Folgendes Kirchen-Inventar wurde 1939 aufgelistet: (Quelle: Kunstdenkmäler der NL, Kubach/Seger)
- teilvergoldeter Kelch, 19 cm hoch (18. Jhd., Spende Christian v. Kalckreuth, 1666)
- ovale silberne Hostiendose mit plastischem Kruzifix (1704)
- Holzkreuz, 65 cm groß, steht senkrecht hinter der aufgeschlagenen Bibel
- Holzrelief von Pfarrer Martin Gottlob Fabri (1694 - 1761) mit folgender Inschrift:
Die Gebeine des Treufleißigen Seelsorgers der Christlichen Gemeinde Dolzig ruhen unter diesen Steinen
- zwei Gedenktafeln aus ovalen Zinnplatten: Carl Sigmund v. Rothenburg (1654- 1718), seine Ehefrau; Pfarrersfrau Charlotte Sophia Heimin (1742 - 1771)
Der Jessener Gutsbesitzers Dr. Vielmetter spendete der Dolziger Kirche zu Weihnachten 1922 fünf farbige Bleiglas-Fenster. Eines davon zeigte die Kaiserin Auguste Viktoria.
Eine Kirchturmuhr gab es lange Zeit nicht. Pastor Beyer beklagte noch, daß die Kirchturmreparatur immer unterbleiben mußte, weil der Krieg Armut gebracht hatte und weil auch andere Reparaturen nötiger erschienen. In den 1930er Jahren gab es allerdings eine Uhr, die stets die genaue Zeit anzeigte. Der Kirchturm besaß zwei Glocken unterschiedlicher Größe: 1714 von Benjamin Koerner, Sorau, Durchmesser 69 cm 1747 von Friedrich Koerner, Sorau, 60 cm Durchmesser
(Quelle: Kunstdenkmälern der NL,Provinz Brandenburg, Kubach/Seger)
Zeitzeugen berichteten von einer bestimmten Sitzordnung in der Kirche. Zum Abendmahl sollen damals Frauen und Männer getrennt zum Altar gegangen sein.
Vor der Kirche erinnert heute eine Gedenktafel an die ehemaligen und heutigen Einwohner des Dorfes.
Am 4. Juni 2004 wurde die restaurierte Platte des ehemaligen Kriegerdenkmals aufgestellt. Die Gedenkstätte wurde gemeinsam mit den heutigen Einwohnern feierlich eingeweiht.
4. Das Dorf
Eine Lindenallee führt heute noch in den Ort. Das Zentrum bildet der Dorfanger. Die Häuserzeilen zu beiden Seiten trennt der Dorfteich, genannt Wilane. Die meisten Wohnhäuser stehen giebelseitig zu den beiden Straßen, die entlang des Dorfteiches führen. Von Lubsko (Sommerfeld) kommend, kurz bevor die Chaussee nach links abbiegt, fährt man geradezu auf die Kirche. Direkt vor dem Kirchhof bildeten eine Gaststätte (mit Tanzsaal), die Schule und das Pfarrhaus ein Dreieck. Die Wirtschaftsgebäude des Gutshofes schließen sich unmittelbar an das Kirchengelände an. Die Gemeindefläche soll zuletzt 930 ha betragen haben (Quelle: Amtliches Mitteilungsblatt des Bundesausgleichsamtes vom 28.2.1955; Sorauer Heimatblatt Juni 1955).
Im Zentrum, wo heute eine Bushaltestelle ist, gleich neben der großen Eiche, stand das Kriegerdenkmal, welches an die Gefallenen des I. WK erinnerte.
Liste der Gefallenen lt. Kriegerdenkmal:
Paul Starraß, Paul Bogusch, Paul Rädel, Wilhelm Zeschke, Paul Jende, Oswald Kupte, Richard Poschan, Georg Jende, Gerhard Jende, Vogel v. Falckenstein, Gustav Fallack, Gustav Lehmann, Kurt Müller, Wilhelm Bartsch, Robert Bragulla, Emil Schulz, Gustav Rißmann, Willi Kuhrmann
Gemeindevorsteher:
um 1900 Bauer Leschke; um 1925 Gärtner Reinhold Horlich; um 1933-45 Bauer Hermann Natusch; März bis Juni 1945 Emil Schulz
5. Die Schule:
1784 wird in der Chronik eine Schul-Scheune genannt sowie ein Schulmeister erwähnt. 1829 wird das auf dem Foto abgebildete Schulhaus neu erbaut. Nach 1945 verfiel es und wurde später abgerissen. Von dieser Schule ist nur noch ein Erinnerungsfoto geblieben.
Küster (auch als Lehrer tätig) und Lehrer in Dolzig:
1628 - 1672 Christoph Berger
1672 - 1692 Christoph Berger (Sohn)
1692 - 1744 Christian Schulze
1744 - 1767 Friedrich Sigismund Schulze (Sohn)
1767 - 1824 Johann Gottlieb May
1824 - 1845 Johann Traugott Michael
1845 - 1882 Gustav Jende
1882 - 1924 ungeklärt, da Dokument nicht lesbar
1925 - 1936 Horst Schwarze
1936 - 1945 Georg Hopke
6. Dolziger Vereinsleben
- Kriegerverein: Gründung 22.3.1873 von 18 Kameraden, die im Deutsch-Französischen Krieg kämpften. Der Schießstand befand sich etwas abseits der Hauptstraße, die nach Teichberg - Niewerle führte. Vorsitzende in Reihenfolge:
August Lange, Ernst Nerlich, Heinrich Oback (1906-1931), evtl. Bernhard Schneider
- Männergesangsverein: Leitung 1926 Lehrer Horst Schwarze
- Freiwillige Feuerwehr Dolzig: Gerätehaus mit einer Handdruckspritze, Übungen fanden auf dem Gutshof statt
- Arbeitersportverein: eigene Kunst-Radfahrergruppe; Wettkämpfe; Verein soll sich Mitte der 1930er Jahre aufgelöst haben
- Evangelische Frauenhilfe: gegründet am 1.1.1899 unter der Schirmherrschaft von Kaiserin Auguste Viktoria
- Dolziger Volkstanzgruppe: sie traten auf Volksfesten und an Festtagen auf
- Dolziger Theatergruppe: gegründet um 1935 von der Gattin des Pfarrers Schultze
Im Ort gab es zwei Gaststätten. das Gasthaus Lindner (Kegelbahn; Sitz der Postagentur) in der Nähe der Kirche und Jüttners Gaststätte am Ortsausgang nach Teichberg. Letztere hatte nur einen kleinen Saal, dafür jedoch einen größeren Garten mit Tischen und Stühlen. Vor Lindners Gasthaus wurde immer der Maibaum aufgestellt.
Von den beiden Gaststätten wurden die Säle abgerissen und die Hauptgebäude zu Wohnzwecken umgebaut.
Der Zeitzeuge Erhard Schuster schrieb einmal im Sorauer Heimatblatt:
......Heute gibt es nur, oder immerhin noch, gut 80 Häuser bzw. Gehöfte. Den stärksten Bausubstanzverlust erlitt Ende des II.Weltkrieges der Ortsteil Teichberg. Im eigentlichen Dorf verschwanden nur wenige Gebäude. Einige waren schon zu deutscher Zeit baufällig. Andere verfielen nach 1945.....
7. Teichberg
Dieser ausgelagerte Dolziger Ortsteil lag 1,1 Kilometer südlich des Ortskerns und nördlich des Haferteiches, einer beliebten Badestelle. Neben dem etwa einen Kilometer entfernten Vorwerk Louisenthal, ist hier noch das Bauunternehmen von Emil Prell zu erwähnen. Direkt an der Chaussee, am Ortsausgang von Teichberg in Richtung Niewerle, gab es noch ein weiteres Gasthaus.
8. Dolziger Mühle
Etwa vier Kilometer südwestlich vom Ortsteil Teichberg stand mitten im Wald die Dolziger Wassermühle. Der Heimat-schriftsteller Walter Rettig schrieb schon vor 1945: Nordwestlich von Niewerle, dort, wo die Üchtritz endet und die Tümnitz, ein kleines Flüßchen beginnt, stand einstmals die Dolziger Mühle. Bereits vor Jahren waren die Heidewege, die dorthin führten und auf denen große Fuhrwerke einstmals Platz fanden, verwachsen.
Das Gelände um die Mühle war feucht, teilweise sumpfig. Kleine Holzbrücken (Kastanienbrücke, Pfaffenbrücke, Seufzerbrücke, Januschbrücke) überspannten kleine Bäche rund um die Zufahrtswege zur Mühle. Von Dolzig kommend, wurde hinter der Kastanienbrücke, der Blick dann frei über das weite Dolziger Wiesengelände. Nicht weit entfernt lag der Kranich-See. Hier betrieb das Dolziger Gut Karpfenzucht. Enten und Wasserhühner fühlten sich heimisch.
Das Alter der Mühle ist unbekannt. Sicher ist jedoch, dass diese zwischen 1645 und 1648 niederbrannte. Bis 1836 gab es noch einen Pachtvertrag der dann aufgelöst wurde. Die Schwetasch-Familie war hier seit vielen Generationen Erbpachtmüller. Damals sollen 40 Morgen Land dazugehört haben (Quelle: Erich Schwärzel). Acker und Wiesen ermöglichten Tierhaltung. Von den Erträgen waren jährlich 1 Scheffel (Gubener Maß) Weizen, 36 Scheffel Rogen, 2 Schock (10 Dutzend) Eier, 15 junge Hühner und 12 Th. an die Gutsherrschaft abzuliefern.
Nach Auflösung der Pacht erhielt die Schwetasch-Familie etwa 10 ha Land als Eigentum überschrieben, für die ein Geldbetrag fällig wurde. Im Gegenzug mußten sie sich ebenfalls verpflichten, für das Gut und die Brauerei/Brennerei kostenfrei das Korn zu mahlen. 1905 wohnten hier noch fünf Mitglieder der Schwetasch-Familie.
Das Mühlengelände war nicht an das Energieversorgungsnetz angeschlossen. Ein Radio gab es nicht, Telefon ebenso. Die Förster sowie der Postbote (kam wöchentlich ein- bis zweimal) zählten zu den wenigen Kontaktpersonen der Mühlenbewohner. Die Geschwister Zwetasch (auch Schwetasch) sollen erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts Eigentümer der Mühle gewesen sein. (Quelle: Walter Rettiig)
Schon zu Beginn des 20. Jahrhundert, als immer mehr Mühlen ihre Produktion auf rentablen Diesel- oder Elektrobetrieb umstellten, verlor sie an Bedeutung. Nennenswerte Mühlaktivitäten herrschten zuletzt gegen Ende des I. Weltkrieges, als Bauern aus Niewerle, Dolzig, Kulm und Thurno die beschwerlichen Waldwege in diese Abgeschiedenheit auf sich nahmen und ihr Korn hier mahlen ließen. Bis in die 1940er Jahre schrotete die Mühle hier noch für die Dolziger.
Walter Zwetasch wird als zurückhaltender, stiller Mann beschrieben.
Besucher der Mühle konnten sich nicht erinnern, dass er jemals gesprochen hat. Entweder hatte er Sprachschwierigkeiten oder seine Wortkargheit war auf seine Erlebnisse im I. Weltkrieg zurückzuführen.
Er war 1916 in russische Gefangenschaft geraten und musste Zwangsarbeit auf der Halbinsel Kola leisten. Dortige Krankheiten und Seuchen hatten seine robuste Natur überstanden. Während seiner Gefangenschaft durchlief er mehrere Internierungslager.
9. Erlebnisse der Dolziger zu Kriegsende:
Aufgrund des Umfanges der Aufzeichnungen des Zeitzeugen E. Schuster werden diese nicht in das Kapitel Kriege eingefügt, sondern hier im Zusammenhang dargestellt.
- August/September 1944: Dolziger Jungen der "Hitlerjugend" werden zum Ausheben von Schützengräben bei Meseritz (Kreis Schwiebus) herangezogen
- Januar 1945: Der Unterricht fällt aus. Jeden zweiten Tag nur Kontrolle der erledigten Hausaufgaben; Flüchtlingstrecks ziehen durch Sommerfeld in Richtung Forst; in Dolzig wird der Volkssturm gebildet; ein Wehrmachts-Verband (mit Panzer) wird im Dorf einquartiert; eine Einheit bewaffneter Hitlerjungen aus dem Kreis Crossen, darunter auch Sommerfelder, bleibt einige Tage im Ort; Flüchtlinge aus dem Kreis Kalisch kommen nach Dolzig; die Bevölkerung trifft erste Flucht-Vorbereitungen
- 8. Februar: Die Erste Ukrainische Front beginnt mit der Niederschlesien-Operation; die in Dolzig anwesenden Flüchtlinge und Wehrmachtssoldaten verlassen Dolzig; heilloses Durcheinander auf Straßen und Wegen.
- 11.Februar: Pfarrer Schultze verlässt mit seiner Familie das Dorf, andere Bewohner, auch vom Schloß folgen.Bürgermeister fordert zur Vorbereitung der Evakuierung auf; im Dorf gibt es keinen Strom mehr.
- 13. Februar: ständig ist Geschützdonner hörbar; Beobachtung: deutsche Kampfflugzeuge mit Bordkanonen greifen Ziele zwischen Sommerfeld und Baudach an. Die 4. Panzerarmee der Ersten Ukrainischen Front stieß, von Sorau kommend, an der 25. deutschen Panzerdivision vorbei. Diese stand vor Sommerfeld. Stadt und Bahnhof wurden von ihr beschossen.
Am späten Nachmittag kommen bespannte Einheiten der Wehrmacht aus Richtung Sommerfeld-Bornstadt durch Dolzig gehetzt. Sie befanden sich offensichtlich auf der Flucht. Mit Einbruch der Dunkelheit kommen aus Sommerfeld Flüchtlinge mit Pferde- und Ochsengespannen. Sie werden im Dorf untergebracht.
- in der Nacht zum 14. Februar dringen Panzer der Roten Armee entlang der Durchgangsstraße nach Sommerfeld in Richtung Forst an die Neiße vor. Sommerfeld selbst bleibt aber zunächst noch in deutscher Hand. Die dort verbliebenen deutschen Truppenteile ziehen sich in der Nacht zum 21.2. südlich von Forst über die Neiße zurück, wo sie von einem Alarm-Verband der Ersatz-und Ausbildungsbrigade Großdeutschland übernommen werden.
- 14.Februar: Frühmorgens, als es noch dunkel ist, kommt die Aufforderung zur Evakuierung. Die Dolziger wollen über Niewerle in Richtung Teuplitz ziehen. Sie sammeln sich mit Gespannen, Handwagen und Fahrrädern am Haferteich. Ein Gespann fährt gleich weiter und entkommt noch über die Neiße. Auf dem Weg nach Niewerle wird der Dolziger Flüchtlingstreck von deutschen Flugzeugen mit Bomben angegriffen. Alle suchen Schutz im Wald. Die Bomben verfehlen ihr Ziel. In der Ferne war das Rasseln der Panzerketten zu hören. Waren es deutsche oder russische Panzer? Keiner hatte nun mehr den Mut, den Marsch fortzusetzen. Einige Dolziger fahren wieder nach Hause, andere tiefer in den Wald und übernachten 1-2 Tage hier. Dann kehren auch sie zurück ins Dorf. Das Vieh hatten in der Zwischenzeit die Zwangsarbeiter versorgt.
- 16.Februar: Am Morgen schlugen plötzlich Granaten im Ort ein. Einige explodierten im Dorfteich (Wielane) oder in unmittelbarer Nähe. An der Dorfstraße wurden die Linden und ein neues Hoftor der Wirtschaft von Anna Leschke beschädigt. Eine Granate traf auf dem Hof von Bernhard Leschke den Misthaufen. Ein 12-jähriger Ukrainer-Junge wurde durch einen Granatsplitter am Oberschenkel verwundet und danach nach Sommerfeld zum Arzt gebracht. Zwei Granaten trafen auch die Kronen der großen Linden auf dem Friedhof. Zwei weitere schlugen in die Scheunen der Wirtschaften Reinhold Schuster und Bernhard Schulze ein, verursachten jedoch keinen größeren Schaden.
- Nacht vom 16. zum 17. Februar: Einheiten der Roten Armee aus Richtung Ober-Klinge ziehen durch Teichberg. Kleine Trupps durchsuchen die Häuser nach deutschen Soldaten.
Im Februar 1945 sollen die Schwetasch-Geschwister, die so intensiv mit ihrer Heimat und der Mühle verbunden waren, das Grundstück nicht verlassen haben. Zwischen 14. Februar und 16. April 1945 sollen russische Soldaten die Mühle angezündet haben. Danach lebten Bruder und Schwester noch einige Zeit im Keller der Ruine. Danach hat sie niemand mehr gesehen, auch nicht am 25. Juni 1945, als alle Dolziger ihre Heimat verlassen mussten.
- 17. Februar: Am frühen Nachmittag fliehen erneut deutsche Soldaten mit Gespannen durch Dolzig. Sie verbreiten die Nachricht von weiteren nachrückenden sowjetischen Truppenteilen. Die Bewohner verstecken sich in Häusern, Kellern und Scheunen. Andere laufen zum Teichberg, wo sie am Haferteich von sowjetischen Soldaten überrascht werden. Daher kehren sie zurück ins Dorf. Auch im Schloßkeller hatten sich einige Einwohner, die in der Umgebung des Schlosses wohnten, verborgen. Mit MPi bewaffnete Rotarmisten rissen die Kellertür auf...... Der Keller wird ausgeleuchtet, jeder Insasse gemustert. Willi Zimm wird aufgefordert sich zu erheben. Er wird hinausgeführt, kurz darauf fällt ein Schuß. Er wurde mit Genickschuß hingerichtet.
Zu weiteren Kampfhandlungen um Dolzig kam es nicht. Der Volkssturm wurde nicht eingesetzt. Eine vor Sommerfeld angelegte Panzersperre war weggerissen worden.
- 18. Februar: Am Vormittag näherte sich dem Dorf eine lange Kolonne Kettenfahrzeuge, darunter schwere Geschütze. Sie fuhren in Richtung Gutshof und dann unterhalb des Schlosses vorbei.
Als die kämpfenden Truppen in Richtung Westen abgezogen waren, trat zunächst für kurze Zeit Ruhe ein. Danach zogen lange Kolonnen Nachschub, vorwiegend mit Panje-Wagen, von Sommerfeld kommend durchs Dorf. Andere folgten ihnen. Diese hatten viel Zeit und waren meistens betrunken. Sie durchwühlten die Häuser, plünderten, fragten nach Uhren. Sie kannten keine Gnade, vergewaltigten, auch wenn Kinder dabei waren. Ukrainische Zwangsarbeiter aus dem Dorf waren teilweise dabei Helfer.
- 21. Februar: Durchsuchungen, Plünderungen, Vergewaltigungen. Pferde und Rinder werden aus den Ställen geholt. In Räucher-und Speisekammern werden Nahrungsmittel beschlagnahmt.
- 22.Februar: Zwei sowjetische Generale kommen nach Dolzig. Durch Aushänge wird die Bevölkerung aufgefordert, sämtliche Waffen, Radiogeräte und Schreibmaschinen unverzüglich, bei Androhung der Todesstrafe, abzugeben. Alles wurde in der Schirrkammer von Bernhard Schulze aufbewahrt. Nachts erneut Vergewaltigungen.
- 23. Februar: Ein Offizier vom sowjetischen Lazarett in Sommerfeld kommt nach Dolzig und lässt sämtliche noch vorhandenen Lebensmittel aus den Häusern holen. Kühe, Schweine, Federvieh wird abtransportiert.
Sowjetische und polnische Zwangsarbeiter, die kurzzeitig in einem Lager in Sommerfeld untergebracht waren, hatten ihre Freiheit wiedererlangt. Sie kamen nun wieder ins Dorf um zu plündern.
- 25. Februar: Große Mitteilungsblätter hängen an verschiedenen Hoftoren. Alle Männer von 17 bis 50 Jahren werden aufgefordert, sich im Sommerfelder Rathaus für Arbeiten im rückwärtigen Frontgebiet zu melden. Nur wenige kamen zurück, starben auf dem Transport in die Sowjetunion oder in Gefangenenlagern.
- 26. Februar: Auch jüngere und ältere Männer werden abgeholt. Ebenso gefangene Italiener, die bei Bauern arbeiteten und wohnten.
1. März: Aus jedem Haus musste eine Person sich auf der Dorfstraße einfinden. Es wird verkündet, dass die Bevölkerung in einer Stunde den Ort in Richtung Osten verlassen müsse. Viele glaubten danach, dass sie nach Sibirien verbracht werden sollen. Mit wenig Handgepäck verließen die restliche Bewohner Dolzig. Immer wieder wurden sie zur Eile angetrieben. Nur ganz wenige zogen bis über den Bober. Die ersten flüchteten und quartierten sich in dem freistehenden Haus an der Straße nach Sommerfeld, im Bergschlößchen sowie in der Ziegelei Niemer ein. Es konnte beobachtet werden, wie Großvieh aus Dolzig weggetrieben wurde. Geraubte Güter aus Niemers Ziegelei wurden mit Panje-Wagen zum Sommerfelder Bahnhof gebracht und dort verladen. Als man die Dolziger nach einigen Tagen auch aus den Unterkünften am Ortseingang von Sommerfeld vertrieb, gingen die meisten wieder in ihre Häuser im Dorf zurück. Bauersfrauen mussten sich täglich auf dem Gutshof melden um die restlichen Kühe dort zu melken. Es wurden nun elektrische Leitungen von den Masten demontiert. Die Leitungsdrähte lagen noch monatelang auf den Straßen un Wegen herum.
- 16. März: Zwei große LKW standen vor dem Schloß. Große Kisten wurden aus dem Gebäude getragen und verladen. Der Inhalt: Gemälde, Kunstgegenstände, vermutlich vieles aus dem Rittersaal, was sich am folgenden Tag bestätigt. Im Schloß, einschließlich der Förster-Wohnung, sieht es schlimm aus. Selbst Waffen liegen noch herum.
- 27. März: Die Einwohner werden erneut vertrieben. Nur Alte und Gebrechliche dürfen bleiben. Wieder nach Osten bis über den Bober, wird gesagt. Auf der Hauptstraße Richtung Christianstadt war kaum durchzukommen, weil der Nachschub der Roten Armee in die entgegengesetzte Richtung rollte. Nacht immer wieder Vergewaltigungen. Auf der Hauptstraße zwischen Zwippendorf und Gassen ziehen nachts lange motorisierte Kolonnen westwärts über Gablenz in Richtung Liesegar. Aufgegriffene Flüchtlinge müssen tagelang beim Tarnen der im Wald abgestellten Fahrzeuge helfen. Sowjetische Flugzeuge, auf einem Feldflugplatz bei Gablenz stationiert, starteten und landeten unentwegt.
- 16. April: Es beginnt die Großoffensive der Roten Armee an der Neiße. Schützen-und Panzer-Verbände überwinden die Neiße zwischen Muskau und Forst und stoßen am gleichen Tag bis zu 13 Kilometer nach Westen vor. Am 19. April wird Spremberg zur Festung erklärt, danach eingeschlossen und war am 20. April nach schweren Kämpfen in sowjetischer Hand.
Ende April/Anfang Mai durften die evakuierten Bewohner Dolzigs wieder in ihr Dorf zurück. Das einzelne Haus an der Ortsgrenze zu Sommerfeld war ausgebrannt. Viele Grundstücke durch Feuer oder Verwüstungen beschädigt. Die Kirchenorgel beschädigt, mehrere Orgelpfeifen heraus gebrochen, liegen im Kirchenraum am Boden. Der Teppich vor dem Altar ist zerfetzt. Die Särge in den Grabkammern geöffnet. Sargdeckel liegen herum. Die einbalsamierten Leichen hängen aus den Särgen heraus. Hinter dem Merker Kirchsteg sind einige Bunker angelegt und mit Möbeln gefüllt, davor drei Klaviere und ein Flügel, denen die Witterung schon ziemlich zugesetzt hat. Nirgends im Dorf noch Vieh.
In den folgenden Wochen versuchten die Einwohner Ordnung zu schaffen, Beschädigtes zu reparieren.
- 21. Juni: Der Pfarrer von Niewerle kam nicht zur Vorbesprechung der für den 24. Juni vorgesehenen Konfirmation. Wie die Ukrainer im Dorf erzählten, war Niewerle bereits menschenleer und soll zu polnischem Staatsgebiet erklärt worden sein. In diesen Tagen passierten polnische Pferdefuhrwerke, hochbeladen, teilweise mit Käfigen voller Hühner, Dolzig. Kleinere Gruppen polnischer Soldaten wurden gesichtet, auch sie plünderten immer wieder. Es bestand bis zum 24. Juni eine angespannte Atmosphäre bei der Bevölkerung.
- 25. Juni: Im Morgengrauen werden die Bewohner des Dorfes und vom Teichberg von polnischen Soldaten aus dem Schlaf gerissen und aufgefordert, Haus und Grundstück innerhalb von 15 Minuten zu verlassen. Die Teichberger versammeln sich mit Handwagen und Karren mit ein paar Habseligkeiten an Jüttners Gasthaus. Nach wüstesten Beschimpfungen und Plünderung des Wenigen werden ihnen Papiere abgenommen und zerrissen. Ältere, die den Strapazen nicht gewachsen schienen, werden gemeinsam im Haus Nr.10 (neben Jüttners Gasthaus) eingesperrt Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Kranke und Kleinkinder werden auf einem Wagen platziert, den ein abgemagertes Pferd ziehen muss. Die polnischen Soldaten, die den Zug begleiten geben Richtung und Geschwindigkeit an. Am Gutshof vorbei, unterhalb des Schlosses bis zur Pflaumenallee, dann weiter über die Paternosterbrücke bis zum Ortseingang Kulm. Im Wald zwischen Kulmer See und der Chaussee dann Halt. Den ganzen Tag über ziehen endlose Kolonnen von Vertriebenen aus Sommerfeld und Umgebung vorbei. Am Abend werden die meisten Dolziger auf dem Grundstück der Kulmer Gaststätte sowie auf den in der Nähe befindlichen Grundstücken einquartiert.
- 26. Juni: Früh morgens weitere Plünderungen und Beschimpfungen, dann weiter nach Pförten. Am Pförtener Berg prügeln Polen mit Knüppeln und Peitschen nicht nur auf die Dolziger ein. Die Menschen sollten schneller laufen. Nach Passieren des Berges dann Mittagspause. Nach ca. 45 Minuten setzt sich der Treck wieder in Bewegung. In einem Waldstück zwischen Pförten und Forst, nahe Marienhain wird beobachtet, wie links der Chaussee Leichen in eine große Grube geworfen wurden. Wer waren die Toten, Soldaten oder Zivilisten? Vor Forst, rechts und links der Straße frisch aufgeworfene Gräber sowie Schilder mit dem Hinweis "Minen". Zerfetzte Bäume überall. In Forst ist die massive Steinbrücke zerstört. Der Treck überquert die Neiße über eine Ponton-Brücke. Zum Abschied setzt es nochmal Hiebe der Polen. Sie rufen: "Nun seid ihr endlich in eurem Deutschland"!
Kriegsopfer von Dolzig 1939 - 1945
Gefallene, im Lazarett und in Gefangenschaft Verstorbene: Arndt, Willi; Bieber, Georg; Engel, Albert; Fechner Willi; Haupt, Artur; Jerosch, Karl; Jüttner, Kurt; Krause, Helmut; Kretschmann, Günter; Krüger, Kurt-Jürgen; Kulke, Fritz; Lindner, Günter; Noack, Paul; Peter, Alfred; Petsching, Günter; Prell, Willi; Rappholz, Otto; Richter, Kurt; Roth, Otto; Roth, Paul; Schmidt, Paul (jun.); Schneider, Georg; Schrefeld, Otto; Schulz, Hans; Schulz, Werner; Schulze, Herbert; Strauch, Paul
Bei der Besetzung Dolzigs ums Leben Gekommene: Leschke, Reinhold; Prell, Pauline; Weine, Paul; Zimm, Willi
Nach Einmarsch der Roten Armee Verschleppte/Vermisste: Böhme, Willi; Fechner, Paul; Horlich; Bernhard; Horlich, Alfred; Jaeschke, Alfred; Jähnick, Gustav;König, Hermann; Kupte, Paul; Laste, Edmund; Lindner, Oswald; Natusch, Hermann; Noack, Hermann; Noack, Oswald; Paulusch, Willi; Plettig, Oskar; Pollnau, Ernst; Rappholz; Wilhelm; Schluchter, Gottfried; Schulze, Bernhard; Schuster, Hermann; Thiem, Wilhelm; Turian, Franz
Berta Lindner musste am 25. Juni schwer krank in Dolzig zurückgelassen werden. Ihr Schicksal ist unbekannt.
Ergänzend eine Zeittafel über weitere Dolziger Ereignisse: (Quelle: Erhard Schuster)
- 15.1.1836 Feuer im Ort, sechs Wohnhäuser und zehn Wirtschaftsgebäude brennen ab.
- 1845 erste Großreparatur des Kirchengebälkes und des Daches des 1771 erbauten Kirchturmes
- 1848 zweimalige Postzustellung von Sommerfeld in Dolzig
- 1854 tägliche Postzustellung durch einen Landbriefträger
- 24.6.1857 Brandstiftung auf dem Gehöft Pöthe - es brennt fast das halbe Dorf nieder (Bauerngehöfte: Pöthe, Peter, Schuster, Natusch, Doms (Hanschke), Zrocke (Lehmann), Leschke, Matschke (Schmidt), Klemm und Turian, sowie vom Pfarrgrundstück Stallung und Scheune)
- 1859 ein weitere Großbrand in Dolzig
- 1867 gibt es auf dem Teichberg schon 21 Gehöfte und eine Schenke
- 1871 Dolzig hat 64 Wohnhäuser, davon 23 in der Kolonie Teichberg. 386 Einwohner leben in 86 Haushalten. Der Gutsbezirk verfügt über 10 Häuser mit 127 Einwohnern in 27 Haushalten (Gutsbezirk und Dorf werden 1929 durch Kommunalreform vereinigt)
- 18.1.1871 Gründung des Kaiserreiches. Zu Ehren dessen wird in Dolzig die Kaiser-Eiche gepflanzt
- 1874 werden wie überall, Gemeindevorsteher und Schöffen gewählt. Dolzig wird Standesamt-Bezirk und erhält ein eigenes Standesamt für die eingepfarrten Dörfer. Außerdem wurde Dolzig zugleich Amtsbezirk der die Orte Grünhölzel, Jessen, Kulm und Thurno umfasste.
- 1881 Dolzig erhält eine eigene Postagentur mit einem Landzustellbezirk, der sich bis Drehne und Jüritz hinzog.
Ebenfalls bekommt Dolzig eine Telegraphenstation.
- 1882 fährt ein Landbriefträger mit einem Postwagen (Zwei Räder und Verdeck)ab Sommerfeld über Dolzig nach Niewerle
- ab 1892 können die Dolziger von der Postagentur aus einen Fernsprecher benutzen.
- um 1896 mußte das Grabgewölbe an der Kirche erneuert werden.
- 1905 wurden in Dolzig 71 Wohnhäuser (mit Teichberg und Dolziger Wassermühle) sowie 324 Einwohner gezählt. Im Gutsbezirk, einschl. Vorwerk Luisenthal und Ziegelei, gab es neun Wohnhäuser und 94 Einwohner.
- wann die Kirche eine Orgel bekam, ist unbekannt.
- Im I. WK mußte die große Glocke vom Kirchturm für die Rüstungsproduktion abgeliefert werden.
- 1920 erhielt die Kirche wieder eine große Glocke
- 1922 Dolzig wird an das Stromnetz angeschlossen
- 1922 finanzierte der Jessener Gutsbesitzer Vielmetter fünf gemalte Kirchenfenster (teilweise noch erhalten)
- Durch Spenden der Gemeinde wurde ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des I. WK errichtet.
- aus den nach dem Versailler Vertrag abgetrennten deutschen Gebieten aus dem Osten kommen Neusiedler nach Dolzig. Sie bekommen Grundstücke und Land.
- 1925 Großreparatur des Kirchturmes
- 1929 Die Dolziger Postagentur wird in eine Poststelle umgewandelt und wird täglich mit einem KFZ aus Sommerfeld mit Post beliefert.
- 1931 soll es in Dolzig 85 Gehöfte gegeben haben.
- Im II. WK werden auch Dolziger Bauern polnische Zwangsarbeiter zugeteilt
Einwohnerverzeichnisse Dolzig 1928 und 1938